Lindemann: Russland bleibt Wachstumsmarkt für Automobile

    Berlin, 14. Mai 2013

    Russland gewinnt für die deutsche Automobilindustrie weiter an Bedeutung. „Jeder fünfte Pkw, der in Russland neu zugelassen wird, zählt zu einer deutschen Konzernmarke. Wir verfolgen auch in Russland eine erfolgreiche Zwei-Säulen-Strategie – wir setzen auf Export aus deutschen Werken und den gleichzeitigen Auf- und Ausbau der Fertigung vor Ort“, sagte Dr. Kay Lindemann, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) auf dem Unternehmerkongress Deutschland-Russland in Berlin. Produktion vor Ort und der Export nach Russland legten im vergangenen Jahr zu. Lindemann weiter: „Die deutschen Hersteller haben mit knapp 157.000 Pkw 2012 erneut mehr Fahrzeuge nach Russland ausgeführt als im Vorjahr. Noch stärker wuchs die Pkw-Produktion der deutschen Hersteller in Russland, nämlich um ein Drittel auf 180.000 Fahrzeuge.“ Der Marktanteil sei 2012 um knapp drei Prozentpunkte auf 20,9 Prozent gestiegen. Trotz einer leicht rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung in Russland zu Jahresbeginn betonte Lindemann: „Russland bleibt Wachstumsmarkt für Automobile. Die deutschen Hersteller und Zulieferer wollen die Chancen dieses Marktes gemeinsam mit ihren russischen Kooperationspartnern nutzen.“

    Russland gewinne auch als Exporteur zunehmend an Bedeutung. So stieg der Wert von Kraftwagen, Teilen und Zubehör, die in Russland produziert und nach Deutschland exportiert werden, 2012 auf über 51 Millionen Euro. Das entspricht einer Verfünffachung gegenüber dem Jahr 2000. Lindemann: „So unterschiedlich die Ausgangspositionen auch sein mögen – der automobile Handel zwischen Deutschland und Russland ist keine Einbahnstraße. Für Russland zeigt der Trend nach oben.“

    Der Beitritt zur WTO im August 2012 sei ein deutliches Signal für eine weitere Integration Russlands in die Weltwirtschaft. Lindemann: „Die europäische Automobilindustrie setzt darauf, dass Russland sich die Regeln des internationalen Handels zu eigen macht und seine Industrie- und Handelspolitik danach ausrichtet.“ Ein wesentlicher Aspekt der WTO-Mitgliedschaft sei die Gleichbehandlung heimischer und ausländischer Unternehmen. Derzeit bestehe aber in der kurz nach dem WTO-Beitritt eingeführten Verwertungsgebühr für Fahrzeuge eine Ungleichbehandlung zulasten der Importeure. Lindemann betonte: „Wir erwarten an dieser Stelle eine Korrektur. Russland sollte die Verwertung von Fahrzeugen als Chance nutzen und ein marktorientiertes Verwertungssystem aufbauen. Eine Verwertungsgarantie durch Hersteller und Importeure hat sich auch in der EU bewährt. Die Hersteller würden dann Altfahrzeuge am Ende des Lebenszyklus kostenfrei zurücknehmen und eine umweltgerechte Verwertung garantieren. Eine staatlich erhobene Verwertungsgebühr auf Neufahrzeuge wäre damit überflüssig. Zumindest sollte eine Wahlmöglichkeit zwischen einer angemessenen Gebühr und einer Verwertungsgarantie ermöglicht werden. Das wäre ein positives Signal, das Russland auf diesem Weg seine Partner aussenden würde.“ Im Aufbau eines marktwirtschaftlichen Recycling-Systems bestünden auch für mittelständische russische Unternehmen erhebliche Geschäftspotenziale.