50 Jahre Diplomatie
China: Partner und Wettbewerber in der Automobilindustrie
Deutschland und China feiern 50 Jahre diplomatische Beziehungen. Autos und Fahrzeugteile „made in Germany“ sind auch in der Volksrepublik eine Erfolgsgeschichte.
Deutschland und China feiern 50 Jahre diplomatische Beziehungen. Autos und Fahrzeugteile „made in Germany“ sind auch in der Volksrepublik eine Erfolgsgeschichte.
Deutschland und die Volksrepublik China haben am 11. Oktober 1972 ihre diplomatischen Beziehungen aufgenommen. Damals unterzeichneten der Bundesaußenminister Walter Scheel und der chinesische Außenminister Ji Pengfei in Beijing das gemeinsame Kommuniqué über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
In den letzten 50 Jahren hat sich die Zusammenarbeit beider Länder intensiviert und vielfältig entwickelt. Heute sind über 5.000 deutsche Unternehmen in China ansässig, schaffen insgesamt rund eine Millionen Arbeitsplätze vor Ort. Deutsche Automobilhersteller und -Zulieferer sind mit 350 Standorten in China vertreten. Damit ist China Deutschlands größter Auslandsstandort.
- Gut jeder dritte Pkw aus der weltweiten Produktion deutscher Konzernmarken wird in China abgesetzt, im Jahr 2021 wurden 270.000 Pkw aus Deutschland nach China exportiert.
- Mit einem Volumen von fast 30,1 Milliarden Euro ist China der wichtigste Zielort für automobile Produkte von Herstellern und Zulieferern aus Deutschland.
- In keinem anderen Land weltweit produziert die deutsche Automobilindustrie mehr Pkw. 4,3 Millionen Stück waren es im Jahr 2021.
- Viele Rohstoffe, die die deutschen Automobilindustrie bei der Transformation hin zur Elektromobilität benötigt, kommen aus China.
- Der Anteil Chinas an den Magnesium-Importen Deutschlands liegt bei über 50 Prozent. Seltene Erden kommen zu 34 Prozent aus China und werden zu 90 Prozent in China weiterverarbeitet.
Quelle: VDA, Fourin, Statistisches Bundesamt, Bundesbank, IfW
Die Bedeutung des Absatzmarktes China ist in den vergangenen Jahrzehnten sprunghaft gestiegen. Heute wird fast jeder dritte Pkw weltweit in China verkauft. Angesichts einer wachsenden Mittelschicht, einem steigenden Mobilitätsbedürfnis der Menschen und einer geringen Pkw-Dichte hat China auch heute noch Wachstumspotenzial.
An der bisherigen Entwicklung konnte die deutsche Automobilindustrie bereits partizipieren. Heute trägt etwa jeder fünfte neue Pkw in China das Logo einer deutschen Konzernmarke. In absoluten Zahlen heißt das: Im Jahr 2021 verkaufen die deutschen Hersteller rund 4,3 Millionen Pkw in China.
Und auch für Zulieferer ist China der wichtigste Abnehmer von Ausfuhren aus Deutschland. Der Handel mit Kraftwagen und Kraftwagenteilen ist zudem der größte Posten im Warenexport Deutschlands nach China. Insgesamt hat Deutschland einen deutlichen Handelsbilanzüberschuss beim Handel mit automobilen Waren (27 Milliarden Euro).
Damit ist deutlich, welche Bedeutung der chinesische Markt für die deutsche Automobilindustrie hat. Das Geschäft mit China sichert auch hier in Deutschland eine große Zahl von Arbeitsplätzen. Allerdings ist auch klar: Die Volksrepublik ist nicht nur Handelspartner, sondern auch eine Nation, die ihre Interessen und die ihrer Unternehmen mit Nachdruck verfolgt.
In China sind ernstzunehmende Wettbewerber entstanden. Chinas Bedeutung hat zugenommen, sowohl beim Setzen von Standards als auch im Technologiewettbewerb. Zudem nutzt die deutsche und europäische Wirtschaft Rohstoffe, Produkte und Technologien aus China, die für die Transformation benötigt werden und die nicht ohne weiteres aus anderen Quellen bezogen werden können.
- 1984: Unterzeichnung des ersten deutsch-chinesischen Kooperationsprojektes mit einem deutschen Hersteller. Jeweils 50 Prozent betragen die Anteile beider Parteien an diesem „Joint Venture“.
- 1985: China produziert insgesamt nur 5.200 Personenkraftwagen.
- 1985: Trotz eines Einfuhrzolls von 260 Prozent auf ausländische Fahrzeuge nehmen die Importe deutlich zu. China versucht, die lokale Produktion zu steigern – sowohl mit den bestehenden Joint-Venture-Pkw-Produktionsvereinbarungen als auch durch neue Investoren – und verbietet zwischenzeitlich sogar den Import ausländischer Autos.
- 1992: Chinas jährliche Automobilproduktionskapazität überschreitet erstmals eine Million Stück.
- 2000: China produziert schon zwei Millionen Fahrzeuge.
- 2001: Mit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation (WTO) verpflichtet sich das Land, Zölle zu senken und keine Mindestanforderungen an den Anteil lokaler Wertschöpfung mehr anzuwenden. Infolge dieser Marktöffnung entwickeln sich die Industrie und der Markt rasant weiter.
- 2002 - 2007: Chinas Automobilmarkt wächst im Jahresvergleich um durchschnittlich 21 Prozent oder – anders ausgedrückt – eine Million Fahrzeuge.
- 2008: Das Wachstum des weltweiten Pkw-Absatzes nach der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 fand zum Großteil in China statt.
- 2021: Fast jeder dritte Pkw weltweit wird in China verkauft.
Wie also umgehen mit einem Land, das gleichermaßen Partner und Wettbewerber ist? Der VDA sieht auch die Herausforderungen und Probleme in den Beziehungen mit China und setzt gleichzeitig auf konstruktive Zusammenarbeit. Klar ist aber vor allem: Wir brauchen einen wettbewerbsfähigen Heimatstandort.
So wie China mit seiner „Dual Circulation Economy“ die Unabhängigkeit von Dritten stärken möchte, arbeiten auch Deutschland und die EU daran, die eigene Resilienz zu erhöhen, Lieferketten weiter zu diversifizieren und eigene Standorte zu stärken.
Die deutsche Automobilindustrie unterstützt die Einhaltung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten in auch in chinesischen Produktionsstätten und legt hier hohe Standards an, beispielsweise durch Social Assessments der Responsible Supply Chain Initiative (RSCI). Die Präsenz unserer Unternehmen trägt dabei viel zu einer Verbesserung der Verhältnisse für die Menschen vor Ort bei.
Auch das Qualitätsmanagementcenter des VDA ist in China aktiv und hält durch Schulungen und Zertifizierungen von Produktionsprozessen bis hin zur Datensicherheit in allen relevanten Bereichen der Branche deutsche Standards nach. Außerdem bringen vom VDA organisierte Roundtables Vertreter beider Länder an einen Tisch. Das fördert nicht nur Wissensaustausch sondern auch eine konstruktive Diskussion, die zur gegenseitigen wirtschaftlichen und politischen Verständigung beiträgt.
Bezüglich des wichtigen Halbleiterlieferanten Taiwan treten wir für eine friedliche Lösung von Konflikten ein. Eine Eskalation muss unbedingt vermieden werden. Egal ob für das Erreichen der globalen Klimaziele, für eine friedliche und globale Welt oder eine florierende Wirtschaft: Die regelbasierte Zusammenarbeit Deutschlands und Europa mit China ist von entscheidender Bedeutung. Der VDA setzt sich für friedliche Koexistenz, internationale Kooperation und Fairness im Handel und bei Investitionen ein.
Der VDA ist in China mit einem Büro vertreten und vertritt die Interessen der deutschen Hersteller und Zulieferer vor Ort. Dabei arbeitet das Team eng mit zahlreichen wichtigen Institutionen zusammen – darunter die Deutsche Botschaft, die Deutsche und Europäische Auslandshandelskammer sowie zahlreiche weitere Stakeholder.
Der VDA unterstützt zahlreiche Kooperationsprojekte mit chinesischen Partnern, bei denen alle Beteiligten profitieren. Dazu gehören beispielsweise:
- German-Chinese Joint Declaration for a Strategic Partnership on the Electric Vehicle (2011)
- Global Project of Quality Infrastructures (GPQI), initiiert vom BMWK
- VDA-CATARC Sub Working Group under German-Chinese Standardization Cooperation Committee (DCKN)
- German-Chinese Joint Declaration of Intent on the Cooperation in the Field of Automated and Connected Driving (ACD) (or Intelligent and Connective Vehicle (ICV)), 2018
- VDA-CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) Cooperation Projects
- VDA-CATARC (China Automotive Technology & Research Center) Cooperation Projects
- VDA-CAICT (China Academy of Information and Communication Technology), 2018