Allensbach-Studie

    Auto für breite Mehrheit unverzichtbar

    Im Auftrag des VDA hat das Institut für Demoskopie Allensbach bundesweit Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten, klimafreundlichen Technologien und ihrer Einschätzung der derzeitigen Verkehrsinfrastruktur befragt. VDA-Chef-Volkswirt Dr. Manuel Kallweit stellt die die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung vor.

    Im Auftrag des VDA hat das Institut für Demoskopie Allensbach bundesweit Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten, klimafreundlichen Technologien und ihrer Einschätzung der derzeitigen Verkehrsinfrastruktur befragt. VDA-Chef-Volkswirt Dr. Manuel Kallweit stellt die die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung vor.

    12. Oktober 2023

    Bereits 2021 hat der VDA das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer Umfrage zum Mobilitätsverhalten der Deutschen beauftragt. Was fällt Ihnen mit Blick auf die Ergebn­­­isse von 2023 besonders auf, wo gab es Veränderungen?

    Mir fallen vor allem drei interessante Punkte auf. Erstens: Das Verhältnis der jungen Generation zum Auto. Während vor zwei Jahren 22 Prozent der 16- bis 29-Jährigen mit einem Pkw im Haushalt angaben, dass sie ohne Probleme auf das Auto verzichten können, waren es dieses Jahr nur 7 Prozent. Drei von vier Befragten in dieser Altersgruppe gaben an, dass das Auto für sie unverzichtbar oder schwer verzichtbar wäre. Vor zwei Jahren waren dies 62 Prozent. In den anderen Altersgruppen sind die Ergebnisse hingegen stabil geblieben.

    Grafik zur Allensbach-Studie 2023 zur Nutzung von Pkws

    Zweitens: Fragt man Personen, die vorhaben, in den nächsten Jahren ein Auto zu kaufen, nennen dieses Jahr deutlich mehr Hybrid- oder Elektrofahrzeuge als die bevorzugte Antriebsart. Zudem ist der Anteil der Unentschlossenen deutlich zurückgegangen. Das sind gute Zeichen, die dafür sprechen, dass die Elektromobilität immer weiter an Akzeptanz gewinnt.

    Drittens finde ich bemerkenswert, dass das persönliche Urteil über den öffentlichen Nahverkehr nahezu unverändert ausfällt – obwohl es mit dem 49-Euro-Ticket ja eine ganz grundlegende Veränderung gab. Noch immer ist knapp jede zweite Person mit dem ÖPNV-Angebot vor Ort zumindest zufrieden. Allerdings sind hier die Unterschiede zwischen Stadt und Land erheblich. In den ländlichen Regionen ist der Anteil der Unzufriedenen mit 56 Prozent überdurchschnittlich hoch.

    Grafik zur Allensbach-Studie 2023 zum öffentlichen Nahverkehr

    Laut der aktuellen Ergebnisse stellen die Menschen deutlich unterschiedliche Anforderungen an die Mobilität in der Stadt und auf dem Land.

    Die Umfrage zeigt sehr deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht auf eine bestimmte Form der Mobilität festgelegt sind. Sie sind offen für verschiedene Verkehrsmittel. Grundvoraussetzung dafür: Das Angebot muss stimmen. Gerade im ländlichen Raum ist das weiterhin oft nicht der Fall. Die Menschen in Großstädten sind hingegen mehrheitlich mit dem öffentlichen Nahverkehr zufrieden.

    Hier zeigt sich erneut: Für alle, die an der Mobilität der Zukunft arbeiten, ist es ganz entscheidend, die unterschiedlichsten Lebensrealitäten der Menschen im Blick zu haben. Es ist unsere Aufgabe, Lösungen und Konzepte für alle anzubieten.

    Grafik zur Allensbach-Studie 2023 zu wichtigsten Verkehrsmitteln

    Ein Schwerpunkt war in der neuen Befragung das Thema „Veränderungsbereitschaft“. Was hat sich hier gezeigt?

    Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sind daran interessiert, einen eigenen Beitrag auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität zu leisten. Spannend dabei: Besonders ausgeprägt ist die Bereitschaft, das eigene Verhalten im Alltag für den Klimaschutz zu ändern, bei Frauen.

    Ein Großteil der Bevölkerung unternimmt nach eigenen Angaben schon heute einiges, um einen persönlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. In vielen Bereichen sind die Potenziale für klimafreundliche Verhaltensweisen aber noch wesentlich größer als die tatsächlichen Handlungen. So kann sich etwa jede zweite befragte Person vorstellen, ein umweltfreundliches Auto zu fahren, auf Ökostrom umzusteigen oder Photovoltaikanlage zu nutzen.

    Eigene Veränderungen beim Mobilitätsverhalten sind für die Bürgerinnen und Bürger jedoch weitaus schwieriger. 71 Prozent sind überzeugt, dass Änderungen ihres Mobilitätsverhaltens für sie nur schwer möglich wären, im ländlichen Raum sind es sogar 88 Prozent. Womit wir wieder beim passenden Angebot für die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten wären.

    Im Fokus stand unter anderem auch der Blick auf Zukunftstechnologien und autonomes Fahren – da scheint die Bevölkerung noch skeptisch?

    Tatsächlich. In Bezug auf das autonome Fahren ist noch eine gewisse Zurückhaltung erkennbar. Persönlich findet zurzeit etwa jede fünfte befragte Person die Vorstellung reizvoll, in einem Auto zu fahren, das sich selbst steuert. Hier ist es auch unsere Aufgabe, aufzuklären und auf die beeindruckenden Möglichkeiten, die diese Technologie mit sich bringt, hinzuweisen. Zum Beispiel kann sie Menschen Mobilität ermöglichen, die heute nicht mobil sind, gerade auch im ländlichen Raum.

    Einen weiteren Punkt stellt die erhöhte Verkehrssicherheit durch den Einsatz dieser Technologie dar. Allerdings reichen diese Aspekte bislang offenbar noch nicht aus, um breitere Bevölkerungsschichten davon zu überzeugen. Das kann daran liegen, dass viele Menschen einfach gerne selbst Autofahren oder dass sie sich mit dem Thema bisher wenig oder gar nicht beschäftigt haben und dementsprechend skeptisch sind. Wir nehmen das für uns auch als Auftrag wahr, hier noch aktiver zu werden und die Menschen von den Vorteilen zu überzeugen und ihnen ihre Ängste zu nehmen.

    Der schnelle Hochlauf der Elektromobilität hat für die Automobilindustrie bis zum Jahr 2030 höchste Priorität. In welchen Bereichen sehen die Deutschenhier aktuell der größte Handlungsbedarf?

    Der Aufbau der Ladeinfrastruktur und der dafür nötigen Stromnetze bleibt ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg der Elektromobilität. Die Menschen brauchen die Gewissheit, überall und zu jeder Zeit unkompliziert laden zu können. Zwar hat sich die Einschätzung über die Ladeinfrastruktur im Vergleich zur vergangenen Umfrage etwas verbessert, sie gilt aber nach wie vor als unzureichend.

    Die Bürgerinnen und Bürger erwarten vor allem von den Unternehmen der Energiewirtschaft, von der Bundesregierung sowie den Betreibern von Tankstellen einen nennenswerten Beitrag beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Es braucht hier deutlich mehr Tempo, denn in rund der Hälfte der Gemeinden in Deutschland gab es Anfang dieses Jahres immer noch keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt.

    Das zeigt: Alle Beteiligten müssen hier mehr tun. Übrigens: Die Unternehmen der Automobilindustrie, Hersteller sowie Zulieferer, sind dabei bereits mit vielen Projekten engagiert und bringen den Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur kontinuierlich voran. Dieses Engagement werden wir fortsetzen und somit weiterhin den erfolgreichen Hochlauf der E-Mobilität ermöglichen.

    Wie groß ist die Bereitschaft der Menschen, selbst durch eigene Verhaltensänderungen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten?

    Dreiviertel der Bevölkerung ist überzeugt, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst einen (sehr) großen Beitrag zum Klimaschutz im Bereich Verkehr leisten können. Mehr Einfluss werden lediglich der Bundesregierung und der Automobilindustrie zugetraut: 83 Prozent meinen, dass die Bundesregierung (sehr) viel dazu beitragen kann, 80 Prozent schreiben dies der Automobilindustrie zu. Die Ergebnisse für die Automobilindustrie sind Anerkennung und Verpflichtung zugleich. Gleichzeitig zeigen die Werte, dass die Politik in Berlin und Brüssel in der Pflicht gesehen wird, die Transformation mit entsprechenden Rahmenbedingungen für Innovationen und Investitionen zu ermöglichen.

    Economic Intelligence & Volkswirtschaft

    Dr. Manuel Kallweit

    Leiter der Abteilung