Die Automobilindustrie ist bereit!

    Berlin, 21. Oktober 2020

    „Die deutsche Automobilindustrie unterstützt die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und bekennt sich zur Klimaneutralität in 2050. Wir setzen die Ziele technisch konsequent um und machen aus Ideen Fahrzeuge, die sicher, sauber und digital sind. Hersteller und Zulieferer gehen die Transformation des Verkehrs mit voller Kraft an. Bis 2024 werden wir allein bei den Pkw 150 E-Modelle auf den Markt gebracht haben. Das ist ein rasanter Aufwuchs“, sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

    „An den Fahrzeugen wird es nicht scheitern. Allerdings braucht es eine rasante Vervielfachung der Ladestationen in allen Regionen Deutschlands“, so Hildegard Müller. „Schon mit den jetzigen Zielen zum Aufbau der Elektromobilität ist das Vorhaben ambitioniert. Im Moment haben wir nur einen Bruchteil davon an den Straßen. Im Mai 2020 waren es 3.300 Schnellladepunkte im öffentlichen Bereich und insgesamt 27.730 Ladepunkte in Kommunen und Städten. Das reicht bei Weitem nicht aus.“

    Das Gleiche gelte für den Lkw-Verkehr. „Um wie vorgeschlagen ein Drittel der Lkw-Flotte, also eine Million Nutzfahrzeuge, auf elektrischen Betrieb umzustellen, ist ein flächendeckendes und sehr dichtes Netz von Schnellladestationen an Autobahnen, Landstraßen, in den Betrieben und Innenstädten nötig, die für den Schwerlastverkehr ausgelegt sind. Nach Studien des Fraunhofer-Instituts brauchen wir in Deutschland mindestens 1.200 Ladepunkte für schwere Lkw an den Autobahnen bereits für nur 15 Prozent Anteil am Gesamtverkehr. Soll der Anteil schwerer E-Nutzfahrzeuge im Jahr 2030 wie von Agora Energiewende gefordert bei einem Drittel der Gesamtflotte liegen, wäre ein erheblich höherer Ausbau nötig“, erklärt die VDA-Präsidentin.

    „Die Agora bleibt in ihren Darstellungen die Antwort schuldig, wie die neuen, noch ambitionierteren Ziele mit einem adäquaten Aufbau der Ladeinfrastruktur begleitet werden sollen. Ohne Ladeinfrastruktur wird es das notwendige Verbrauchervertrauen nicht geben.

    Für den internationalen Güterverkehr müssen diese Ladepunkte auch entlang der Autobahnen in ganz Europa installiert werden. Ohne europaweite Ladeinfrastruktur können unsere Elektro-Lkw keine Waren zum Beispiel aus Italien holen und keine Güter exportieren. Deutschland lebt vom Export, deshalb ist die europäische Dimension der Ladeinfrastruktur entscheidend“, sagt Hildegard Müller.

    „Gleichzeitig legen wir den Fokus auch auf andere Technologien. Nicht die Antriebsart sollte dekarbonisiert werden, sondern der Energieträger. Wasserstoff – ob als Verbrenner oder Brennstoffzelle – wird ebenfalls eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen. Auch der Einsatz regenerativer Kraftstoffe, wie Biofuels der zweiten und dritten Generation sowie E-Fuels, sind wichtig, um auch die Bestandsflotte und damit die Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Hier benötigen wir ein gezieltes Markteinführungsprogramm der Europäischen Union.

    Das alles sind große Herausforderungen, die beim Bund, bei den Ländern und Kommunen liegen. Die Automobilindustrie ist bereit, wir forschen, produzieren und exportieren unsere E-Fahrzeuge in alle Welt. Damit sie auch bei uns fahren können, müssen nun auch alle anderen energisch handeln“, fordert VDA-Präsidentin Hildegard Müller.