Interesse am Auto wächst weiter

    Berlin, 02. Januar 2021

    Die Menschen brauchen und wollen das Auto – Über 80 Prozent der Deutschen wollen nicht auf eigenes Auto verzichten – Ähnlicher Trend in Europa, USA und China – 92 Prozent der Autofahrer halten ihren Wagen immer in Topzustand – Millennial-Generation findet Auto zunehmend wichtiger – Fünf aktuelle Studien im Überblick

    „Der weiterhin sehr starke Wunsch nach dem eigenen Auto wird auch durch die Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland bestätigt: Nach einem Corona-bedingten Markteinbruch bis zur Mitte des Jahres 2020 kamen in den drei Monaten September, Oktober und November insgesamt rund 830.000 neue Pkw auf die Straße. Das liegt sogar leicht über dem Volumen des Vorjahresniveaus“, betont Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

    Laut AutoScout24 ist für die meisten Deutschen das eigene Auto unentbehrlich und wird höchst ungern verliehen. Bei der Neuanschaffung ist die hohe Wertschätzung ebenfalls messbar. So planen 56 Prozent der Deutschen, mehr Geld für Qualitäts-, Sicherheits- oder Umweltaspekte bei einem neuen Fahrzeug auszugeben.

    Dazu passt, dass die Käuferinnen und Käufer in Deutschland bereit sind, mehr Geld für ihren Neuwagen auszugeben. Laut einer Marktanalyse des Instituts CAR Center Automotive Research ist der durchschnittliche Listenpreis in den ersten acht Monaten von 2020 auf 37.710 Euro gestiegen, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr – und laut Studie der höchste Anstieg seit über zehn Jahren. Wesentlich getrieben wird der große Anstieg der Durchschnittspreise durch das Verhalten der Autokäufer, hochwertigere Produkte zu kaufen, so die Analyse der Studie. Übrigens: Der Listenpreis für Elektromodelle lag im Schnitt noch einmal 10.000 Euro höher.

    Bei den Elektroautos erlebt Deutschland gerade einen regelrechten Boom: Im November verfünffachten sich die Neuzulassungen von E-Autos gegenüber dem Vorjahresmonat; jedes fünfte Auto, das derzeit in Deutschland neu zugelassen ist, ist ein Elektrofahrzeug.

    Wie eng die „Beziehung“ zwischen dem Pkw-Halter und seinem eigenen Auto ist, hat vor Kurzem der Autodatenspezialist DAT untersucht. Das Ergebnis widerlegt die oft formulierte These, wonach den Menschen das eigene Auto weniger wichtig sei. Das Gegenteil ist der Fall. Für 92 Prozent aller Besitzerinnen und Besitzer von Fahrzeugen muss der Wagen immer in einwandfreiem technischem Zustand sein. Vier von zehn Befragten lassen kleinere Roststellen und Kratzer sofort beseitigen. Und gut jeder vierte (28 Prozent) hat seinen Pkw so lieb gewonnen, dass eine Reparatur sogar dann in Erwägung gezogen wird, wenn sich diese wirtschaftlich eigentlich nicht rechnet – das ist „Autoliebe“ und ein Indiz für die hohe emotionale Bindung an das eigene Auto.

    Auch der 2020 EY Mobility Consumer Index kommt in einer Befragung von mehr als 3.300 Konsumentinnen und Konsumenten in neun Ländern (China, Deutschland, Indien, Italien, Singapur, Südkorea, Schweden, Großbritannien und USA) zu dem Ergebnis, dass das eigene Auto der neue Trend ist. Fast ein Drittel derjenigen, die kein eigenes Auto besitzen, beabsichtigt den Autokauf in den nächsten sechs Monaten. Und von diesen würden sich wiederum fast 30 Prozent für ein Elektroauto (BEV oder Hybrid) entscheiden. Als Hauptgründe für die Kaufbereitschaft geben die Menschen die Folgen der COVID-19-Pandemie an.

    Besonders interessant ist der Befund der EY-Studie, dass insbesondere die Generation der Millennials, also die 24- bis 39-Jährigen, in den nächsten sechs Monaten weltweit für eine hohe Pkw-Nachfrage sorgen werden. 45 Prozent aller Erstautokäufer werden der Umfrage zufolge der jüngeren Generation angehören.

    Natürlich verändern auch die Coronapandemie und ihre Folgen das Mobilitätsverhalten der Menschen und verstärken das Interesse am eigenen Auto. Einer Umfrage von McKinsey zufolge halten nur zwölf Prozent der Deutschen die öffentlichen Verkehrsmittel derzeit für ein sicheres Umfeld. Das eigene Auto liegt mit 80 Prozent mit großem Vorsprung an der Spitze.

    Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der große Online-Automarkt AutoScout24: Vier von fünf Deutschen (82 Prozent) würden aufgrund von Corona derzeit sogar unter keinen Umständen auf das eigene Auto verzichten wollen – die Mehrheit möchte es derzeit noch nicht einmal verleihen. Dies geht aus einer groß angelegten Umfrage unter knapp 6.000 Nutzerinnen und Nutzern von AutoScout24 in Deutschland, Österreich, Italien, Belgien und den Niederlanden hervor. Demnach wird das eigene Auto aufgrund der Pandemie als das sicherste Verkehrsmittel erachtet, um sich vor einer Infektion zu schützen – ein europaweiter Trend also.

    Die oben erwähnte McKinsey-Studie beschränkt sich nicht nur auf Deutschland, sondern ist sogar noch internationaler angelegt: Sie umfasst die USA, China, Japan, Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich. Das Ergebnis insgesamt: 80 Prozent der Befragten setzen auf das Auto, lediglich acht Prozent auf Public Transport. Der Trend ist offenbar weltweit zu beobachten.

    Ähnlich wie McKinsey sieht auch EY einen klaren Trend hin zum Auto: So sagen mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Befragten, dass sie in einer Post-Corona-Zeit das Auto noch stärker für Reisen nutzen werden. Und von dieser Gruppe sind gut die Hälfte (52 Prozent) Millennials. Die steigende Nachfrage wird laut EY vor allem von China und Indien getrieben: 90 Prozent der Befragten in China wollen ihr Auto stärker nutzen, in Indien sind es 85 Prozent. Deutschland folgt mit 81 Prozent dicht dahinter.

    Hildegard Müller unterstreicht: „Die Ergebnisse aller Studien beweisen, dass wir eine Diskussion zur Mobilität der Zukunft brauchen, die sich an den Lebenswirklichkeiten und den Bedarfen der Menschen orientiert. In Städten gilt dies genauso wie in den ländlichen Räumen. Die Konzepte für eine Mobilität der Zukunft müssen die verschiedenen Interessen und Perspektiven berücksichtigen − nur so lässt sich auch ein Erfolg bei der Erfüllung der Klimaschutzziele erreichen.“