Schlüssel für den raschen E-Ladenetz-Ausbau liegt bei den Kommunen
Zu den Ergebnissen des heutigen „kleinen E-Ladenetz-Gipfels“ sagt Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA):
„Das Laden der vielen neuen E-Autos ist der Schlüssel zum Erfolg der Elektromobilität. Deutschland ist bereits Europameister bei E-Autos, kein anderes Land bringt so viele Fahrzeuge auf die europäischen Straßen. Jetzt muss das Ladenetz aufholen.
Die Automobilindustrie hat schon geliefert. Die Unternehmen haben an den Betriebsstätten mehr als 15.000 Ladepunkte eingerichtet. Entlang der Verkehrsachsen in Deutschland werden wir mit unserem gemeinsamen Unternehmen IONITY zum Jahresende zusätzlich 100 Ladestandorte errichtet haben, mit marktführender Ladeleistung und Geschwindigkeit. IONITY ist ein Joint Venture von BMW Group, Ford Motor Company, Mercedes-Benz AG, VW, Porsche, Audi und seit November 2020 der Hyundai Motor Group.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur haben wir in Deutschland 32.110 öffentlich zugängliche Ladepunkte für E-Autos. Private werden bisher nicht zentral erfasst, das sollten wir ändern, wenn wir realistische Szenarien haben wollen.
Nach den aktuellen Berechnungen der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur brauchen wir in Deutschland bis 2030 zwischen 440.000 und 843.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Selbst um ausreichende Ladepunkte für die Untergrenze zu erreichen, brauchen wir nun mindestens 1.000 zusätzliche neue Ladepunkte pro Woche im öffentlich zugänglichen Bereich. Bisher kommen aber nur etwa 200 öffentlich zugängliche Ladepunkte pro Woche hinzu.
Nun müssen alle zusammenarbeiten, die beitragen können. Der Schlüssel für den raschen Ausbau liegt in den Kommunen. Jeder Landrat und jeder Bürgermeister sollte nun einen eigenen Ladenetz-Ausbauplan erarbeiten und mit den Partnern vor Ort vorantreiben. Gefordert sind damit auch die Mineralölwirtschaft mit ihrem Tankstellennetz, die Energiewirtschaft, die Wohnungswirtschaft, die Parkplatzbetreiber und natürlich auch die Automobilindustrie. Wir brauchen eine bessere dynamische Vernetzung der Belange, und daher bleibt ein Ladegipfel, der alle Beteiligten miteinander vernetzt, auch nach dem heutigen Termin mit der Energiewirtschaft ein wichtiges Anliegen.
Wir brauchen Ladepunkte auf den Parkplätzen von Supermärkten und allen Shoppingmalls, an Flughäfen, Bahnhöfen, in Parkhäusern sowie bei den Unternehmen. Und wir brauchen viele neue private Ladepunkte an Wohnhäusern.
In allen Tiefgaragen in Wohngebäuden müssen Ladepunkte nachgerüstet werden, für mindestens jeden zweiten Stellplatz. Jeder Parkplatz in Gebäuden braucht eine Vorrüstung, um ihn ans Netz anschließen zu können. Nur wenn wir das ‚Zuhause-Laden‘ jetzt rasch ausbauen, wird sich die E-Mobilität weiter gut entwickeln.
Wir begrüßen deshalb ausdrücklich sowohl das Wallboxen-Programm des Bundesverkehrsministers als auch die Verbesserungen im Energienetz, die der Bundeswirtschaftsminister auf den Weg bringt.
Die Automobilindustrie fordert Ladestrom für E-Autos zu variablen Tarifen, die auch für Wärmepumpen gelten müssen. Es ist sinnvoll, dass die E-Autos zum Beispiel dann aufgeladen werden, wenn ausreichend Energie zur Verfügung steht und Stromspitzen nicht ins Ausland abgegeben werden müssen“, so Hildegard Müller.
Um den Ausbau besser monitoren zu können, stellt der VDA ein Ranking aller Landkreise und Städte zur Verfügung, das den Ausbaustand sehr transparent in zwei Werten darstellt. Der A-Wert gibt die Attraktivität des lokalen Ladenetzes an. Er misst, wie viele Ladepunkte auf den aktuellen Bestand aller Autos – Benziner, Diesel, Elektro und sonstige – kommen. Dieser Wert muss niedrig sein, damit Käuferinnen und Käufer sich gern für einen E-Pkw entscheiden. Aktuell liegt der bundesweite Durchschnitt bei rund 1.500 zu 1. Für 1.500 Pkw, die jetzt in Deutschland auf der Straße sind, gibt es einen E-Ladepunkt.
Der T-Wert zeigt an, wie viele E-Fahrzeuge sich derzeit einen Ladepunkt im öffentlich zugänglichen Bereich teilen müssen. Der Wert sollte nach EU-Vorgaben bei zehn liegen. Aktuell liegt er bei 13 und wird zu Ostern nächsten Jahres auf etwa 20 steigen.
Beim Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz erwartet der VDA, dass die Bundesregierung anspruchsvoll vorgeht und über dem EU-Durchschnitt liegen will. Deutschland sollte hier Vorbild und Treiber in der EU sein.
Mit der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes müssen der Energiebezug flexibilisiert, variable Netztarife eingeführt und die Verschiebung von Ladezeitpunkten erreicht werden.
Im Rahmen der EEG-Novellierung muss zudem der Eigenverbrauch attraktiver werden, und insbesondere bei PHEV- und E-Dienstwagen-Nutzern muss das Laden attraktiv sein.