Neue Initiative: Deutsche Automobilindustrie verstärkt Verbindungen mit Afrika

    Berlin/Johannesburg (Südafrika), 28. Dezember 2020

    Partnerschaft zwischen dem VDA und dem Afrikanischen Verband der Automobilhersteller

    Die deutsche Automobilindustrie erkennt das Potenzial auf den afrikanischen Märkten und verstärkt ihre Verbindungen mit dem Kontinent. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich mit dem Verband African Association of Automotive Manufacturers (Afrikanischer Verband der Automobilhersteller, AAAM) im Rahmen des „PartnerAfrika”-Projekts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zusammengetan. Der AAAM ist der erste Automobilverband mit einem panafrikanischen Ansatz und wurde 2015 von weltweit operierenden Originalteile-Herstellern (OEMs) gegründet.

    Die auf Partnerschaft basierende Zusammenarbeit zwischen den Verbänden VDA und AAAM ist von beiderseitigem Vorteil: In Zusammenarbeit mit örtlichen und regionalen Strukturen erleichtert sie der Automobilindustrie den Zugang zu oftmals schwierigen Märkten, und überdies ist es im Interesse der deutschen Entwicklungspolitik, die wirtschaftlichen Perspektiven durch die Einbindung des privaten Sektors zu verbessern und nachhaltige Arbeitsplätze und Mobilität in den Partnerländern zu schaffen.

    Die VDA-AAAM-Partnerschaft sieht sich als Motor für dynamisches Wachstum, hohes Innovationstempo und hochmoderne Arbeitsplätze.

    Für den VDA konzentriert sich die Zusammenarbeit mit Afrika auf die folgenden Vorrangziele: die Erweiterung der Nachhaltigkeitsstrategie über Produkte und Produktionsprozesse hinaus auf die Erschließung neuer Energiequellen in Form von Electrofuels (E-Fuels; synthetische Kraftstoffe) und digitale Mobilitätslösungen, die Stärkung der Entwicklungspartnerschaft, die Vergrößerung des Handels- und Investitionsvolumens sowie die Erweiterung des Marktzugangs für Hersteller und Zulieferer. Gleichfalls von Bedeutung ist die Förderung der Entwicklung von lokalen Versorgungs- und Wertschöpfungsketten. Außer Stakeholder-Management und Partnerschaften umfasst das umfangreiche Programm weitere Themen wie die Förderung von Ausbildung und Beschäftigung.

    Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, erklärte: „Wir sind sehr dankbar für die Partnerschaft mit dem AAAM, da der VDA sein Engagement in Afrika auszubauen gedenkt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt verfolgen VDA sowie AAAM das Ziel, die Bedingungen für eine blühende Automobilindustrie auf dem afrikanischen Kontinent zu verbessern, um Wirtschaftswachstum und Wohlstand in Afrika zu erhöhen und sowohl deutschen als auch afrikanischen Mitgliedsunternehmen zu ermöglichen, am Marktwachstum teilzuhaben und Win-win-Situationen im Handels- und Investitionsaustausch zwischen Europa und Afrika zu begünstigen. Dieses Engagement von VDA und AAAM ist ein wesentlicher Beitrag zu Wachstum und Wohlstand in Afrika, unterstützt durch die Investitionstätigkeit der Automobilhersteller und Zulieferer auf diesem Schwellenkontinent.“ Eine hausintern gebildete Gruppe für die Verbändepartnerschaft am Hauptsitz des VDA in Berlin sowie zwei Projektbüros in Südafrika und Ghana haben jetzt die Zuständigkeit für die Umsetzung des Projekts sowie die Unterstützung direkter lokaler Kontakte für Mitglieder und Partner.

    Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es einige Länder mit einer rasch wachsenden Wirtschaft, einer jungen, wachsenden Bevölkerung und einem hohen Urbanisierungstempo bei einem sehr niedrigen Motorisierungsgrad.

    Im Jahr 2035 wird der Kontinent voraussichtlich das weltweit größte Arbeitskräftepotenzial haben1. Die Sektoren Automobil und Logistik nehmen durch ihre nachhaltigen Wertschöpfungsketten in den Zuliefernetzwerken, Montagewerken, Distributionsstrukturen und panafrikanischen Handelsbeziehungen Schlüsselstellungen ein. Zudem weist Afrika ein hohes Potenzial bei Innovation, Wachstum und Arbeitsplätzen auf. Der Motorisierungsgrad für Afrika beträgt gerade einmal 45 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner und liegt damit erheblich unter dem weltweiten Durchschnitt von 203 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner.

    2019 betrug das Gesamtvolumen der auf dem afrikanischen Markt verkauften Neufahrzeuge (Pkw) 869.000 Einheiten. Für die deutsche Automobilindustrie bietet Afrika ein hohes Potenzial, sowohl als Markt als auch als Produktionsstandort. 2019 wurden 62.000 Pkw aus Deutschland nach Afrika exportiert. 49 Prozent davon gingen auf den wichtigsten afrikanischen Markt, nach Südafrika.

    2019 wurden in Südafrika 355.000 Pkw verkauft, davon entfielen 119.000 Einheiten auf deutsche Hersteller, was 34 Prozent entspricht.

    Die Pkw-Produktion betrug in Afrika 2019 insgesamt circa 787.000 Einheiten. Mit 349.000 Einheiten fanden 44 Prozent der Produktion in Südafrika statt. Die deutschen Automobilhersteller haben in den vergangenen Jahren ihre Produktion in Südafrika stetig ausgebaut. Im Vergleich zu 2010 hat ihre Produktion um 44 Prozent auf 317.000 Einheiten zugenommen. Dies bedeutet, dass 91 Prozent der Pkw in Südafrika von deutschen Herstellern produziert werden.

    Für die deutsche Automobilindustrie wird Afrika immer wichtiger, nicht nur als Exportdestination, sondern auch für Standorte für die lokale Produktion: In den zurückliegenden Jahren haben die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer verstärkt nicht nur in die etablierten Märkte in der Maghreb-Region und in Südafrika investiert, sondern auch in die Märkte der Zukunft, wie in Ghana und Ru­an­da.

    Die deutsche Automobilindustrie ist weltweit vernetzt. Mit über 2.500 Produktionseinrichtungen im Ausland tragen die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer zu Wachstum und Wohlstand in über 70 Ländern auf der ganzen Welt bei. Dabei nutzen die Unternehmen ihr Know-how auch, um einen Beitrag zu nachhaltiger Mobilität zu leisten, indem sie vor Ort umweltfreundliche Technologien einsetzen.

    Die noch unerschlossenen Märkte Afrikas sind mit ständig steigenden Ausgaben für den Konsum gekoppelt. Der Anstieg betrug in den letzten Jahren jährlich zehn Prozent. Die Umsatzprognosen bei neuen Leichtfahrzeugen in Afrika liegen für 2027 bei geschätzten 1,8 Millionen Einheiten. Dies ist eine Verdoppelung gegenüber dem Marktvolumen von 2019.

    Dave Coffey, CEO des Partnerverbandes AAAM: „Nach Schätzungen unserer Branchenexperten kann der afrikanische Markt für Neufahrzeuge bis 2035 auf ein Volumen von zunächst drei Millionen Einheiten anwachsen, mit Potenzial für fünf Millionen, wenn wirkungsvolle Strategien und Ökosysteme zum Einsatz kommen. Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit dem VDA und die damit einhergehende Expertise, die Ressourcen und die starke Vernetzung, die die Entwicklung der Automobilindustrie in Afrika befördern wird.“

    Die Verbände VDA und AAAM unterstützen die Industrialisierung auf dem afrikanischen Kontinent nachdrücklich durch das Miteinander-Teilen von Branchenwissen, die Schaffung von Austauschplattformen und durch den Bau von Brücken zwischen Ländern sowie öffentlichen und privaten Einrichtungen. Darüber hinaus dürfte Afrika eine immer wichtiger werdende Rolle in der Erzeugung und dem Export von erneuerbaren Energien einnehmen. In der Konsequenz bedarf es nicht nur eines belastbaren Handelsabkommens zwischen Afrika und Europa, auch die Handelsbeziehungen der afrikanischen Länder untereinander sollten erleichtert und intensiviert werden.

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    1) Quelle: World Bank 2017: Creating Jobs for Africa’s Growing Population (worldbank.org)