Lkw-Flottenerneuerung in Europa ausgebremst

    Berlin, 03. Februar 2021

    Europäischer Markt für schwere Nutzfahrzeuge schrumpfte 2020 um mehr als ein Viertel – Mehr als jeder zweite Lkw weltweit in China verkauft – Zeichen für 2021 stehen mehrheitlich auf Erholung

    Die internationalen Märkte für schwere Nutzfahrzeuge über 6 Tonnen haben sich im Zuge der Coronakrise 2020 uneinheitlich entwickelt. Die meisten Märkte verzeichneten einen Absatzrückgang im zweistelligen Prozentbereich. In China, dem mit Abstand größten Lkw-Markt der Welt, stiegen die Verkäufe hingegen um mehr als ein Drittel.

    Die Coronakrise setzte in Europa (EU, Europäische Freihandelsassoziation EFTA und Vereinigtes Königreich) auf einen breit angelegten zyklischen Abschwung auf, der bereits im zweiten Halbjahr 2019 begonnen hatte. Nach dem deutlichen Einbruch zwischen März und Juni 2020 kam es auf dem europäischen Markt in der zweiten Jahreshälfte zu einer leichten Erholung. Diese konnte den starken Rückgang im Gesamtjahr aber nicht wettmachen. Die Neuzulassungen sanken um 27 Prozent auf 272.000 Fahrzeuge. Unter den großen westeuropäischen Märkten war der Rückgang im Vereinigten Königreich mit 34 Prozent am kräftigsten, in Italien mit 14 Prozent am geringsten. In Deutschland (−25 Prozent), Frankreich (−24 Prozent) sowie Spanien (−23 Prozent) sank der Absatz in einer ähnlichen Größenordnung. 

    In den USA wurden im abgelaufenen Jahr 410.000 schwere Trucks abgesetzt (−22 Prozent). Damit hat sich der Markt deutlich robuster entwickelt als zunächst befürchtet. Nachdem das Jahr 2019 mit 527.000 verkauften Einheiten das volumenstärkste seit 2006 war, wurde ohnehin von einem zweistelligen Rückgang ausgegangen. 

    In China entfaltete der Lkw-Markt im Jahr 2020 eine starke Dynamik. Der Absatz stieg um 35 Prozent auf 1,78 Millionen Fahrzeuge. Der Grund für diesen deutlichen Zuwachs war ein staatliches Flottenerneuerungsprogramm, das bis Jahresende 2020 lief. Damit erreichte China einen Lkw-Weltmarktanteil von 52 Prozent – mehr als jeder zweite Lkw weltweit wurde im vergangenen Jahr in China abgesetzt. 

    Der Markt für schwere Nutzfahrzeuge in Indien sank im Jahr 2020 nach einem deutlichen Minus im Vorjahr (−30 Prozent) nochmals um etwa die Hälfte (−51 Prozent). Es wurden lediglich 126.000 Einheiten verkauft.

    In Brasilien verzeichnete das Lastwagengeschäft 2020 einen moderaten Rückgang: Die Neuzulassungen sanken um 12 Prozent auf 85.000 schwere Nutzfahrzeuge. 

    Für das Jahr 2021 stehen die Zeichen größtenteils auf Erholung. Für den Lkw-Markt in Europa geht der Verband der Automobilindustrie (VDA) von einem Zuwachs von 15 Prozent auf 312.000 Fahrzeuge aus. Der US-Markt dürfte ebenfalls um 15 Prozent auf 472.000 Fahrzeuge ansteigen. Die Rückgänge aus dem vergangenen Jahr können damit jedoch nicht ausgeglichen werden, die hohen Niveaus aus dem Jahr 2019 sind noch weit entfernt. Für Indien erwartet der VDA einen dynamischen Zuwachs von 75 Prozent auf 221.000 Lkw, für Brasilien ein Plus von 11 Prozent auf 94.000 schwere Nutzfahrzeuge. In China dürfte es hingegen 2021 zu einer deutlichen Marktkorrektur kommen – mit einem Rückgang von 25 Prozent auf 1,33 Millionen Einheiten. Für den Lkw-Weltmarkt ergibt sich damit ein Minus von 4 Prozent – für den Weltmarkt ohne China allerdings eine Steigerung von 19 Prozent.