Branchenübergreifendes Konsortium reicht Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge ein
VDA übernimmt Schirmherrschaft – 16 Partner aus Industrie und Forschung – Demonstrationsstrecke Bundesautobahn A2 zwischen Berlin und Ruhrgebiet – Elektromobilität auch für Lkw im Fernverkehr
Während oft über Elektro-Pkw und die dafür notwendige Ladeinfrastruktur gesprochen wird, wird weniger beachtet, dass auch beim Nutzfahrzeug die Elektrifizierung massiv voranschreitet. Ein branchenübergreifendes Konsortium unter Schirmherrschaft des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hat am 16. Februar 2021 im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) vom 14. Dezember 2020 den Förderantrag zum Megawattladen für Nutzfahrzeuge eingereicht. Die eingereichten Anträge werden in einem sogenannten beschleunigten Bewilligungsverfahren bearbeitet, das dem aktuellen Handlungsbedarf zur Elektrifizierung im Fernverkehr Rechnung trägt.
Ziel des Projekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für batterieelektrischen Lkw-Fernverkehr. Dies erfolgt an einer Demonstrationsstrecke zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet. Zudem werden im Projekt Forschungsfragen rund um den späteren flächendeckenden Ausbau von Hochleistungsladeparks in Deutschland behandelt, und eine Blaupause für die Ausgestaltung von Ladestandorten wird erstellt.
Konkret sollen im HoLa-Projekt an vier Standorten entlang der Bundesautobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem sogenannten Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt werden. In einer ersten Phase werden Standorte zunächst mit Combined-Charging-System-Ladepunkten (CCS) für Lkw unter vollständiger Nutzung der Spezifikation geplant und errichtet, bevor in der zweiten Phase Installation und Inbetriebnahme des MCS-Systems erfolgen. Dadurch wird das Megawattladen für den Schwerlastfernverkehr ermöglicht. Die Auswahl der Ladestandorte fiel hierbei auf Autobahnraststätten sowie Logistikzentren und Betriebshöfe, um unterschiedliche Anwendungsfälle zu berücksichtigen und bewerten zu können.
Das Konsortium umfasst 16 Partner aus Industrie und Forschung und wird unter der Schirmherrschaft des VDA begleitet. Dabei übernimmt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI die Konsortialführung und, als Konsortialpartner, die Technologieberatung P3 Automotive GmbH die Projektleitung. Weitere Konsortialpartner sind Energie Baden-Württemberg (EnBW) als Betreiber der Ladestandorte sowie die Ladeinfrastrukturlieferanten ABB, Heliox und Siemens. Konzeption, Bereitstellung und Betrieb der Fahrzeuge verantworten dabei die Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, die zur TRATON Group zählenden MAN und Scania sowie Volvo. Die Umsetzung wird zudem unter anderem vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, von der Universität Stuttgart, der Bauhaus-Universität Weimar und den Technischen Universitäten Berlin und Dortmund begleitet. Dies dient dem Ziel, ausreichend Erkenntnisse zu gewinnen und nutzen zu können, um so die Basis für den deutschlandweiten Roll-out und die Standardisierung des Megawattladens zu schaffen.
Zu den assoziierten Partnern gehören zudem E.DIS Netz GmbH, Ionity, Meyer & Meyer, Tank & Rast sowie Netze BW GmbH.
Aufgrund langer Vorlaufzeiten bei der Genehmigung von Ladestandorten ist ein kurzfristiger Projektstart wichtig, um daraus Erkenntnisse für einen landesweiten Ladenetzaufbau zu gewinnen und durch den Aufbau und Betrieb von prototypischer Technologie die Risiken bei der Technologieeinführung für die Projektbeteiligten zu reduzieren. Zudem setzt HoLa einen Schwerpunkt auf ein „Proof of Concept“ für den batterieelektrischen Betrieb bei schweren Nutzfahrzeugen auf definierten Routen.
Laut VDA setzt sich Deutschland mit dem Vorhaben international an die Spitze der Technologieentwicklung und wird aus heutiger Sicht die weltweit erste Demonstrationsstrecke in Betrieb nehmen. Das schaffe Vertrauen in die Kompetenz der Industrie in Deutschland und in die Unterstützung von Infrastruktur durch die Politik. In der Planung wird von einer Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren ausgegangen, mit der Aufnahme des Realbetriebs in der Logistik im Herbst 2023. Damit können rechtzeitig die Weichen für die Erfüllung der anspruchsvollen CO₂-Anforderungen im Jahr 2025 gestellt werden.