VDA-Mittelstandstag: Deutschland gemeinsam nach vorne bringen
Mittelstand in der Automobilindustrie vor großen Herausforderungen – Wirtschaftsstandort Deutschland fällt zurück
Der 21. Mittelstandstag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) steht unter dem Motto „Digital, elektrisch, nachhaltig“ und findet bereits zum zweiten Mal digital statt. In diesem Jahr geht es vor allem um die Themen Standortpolitik, Klima- und Industriepolitik, alternative Antriebstechnologien und die Euro-7-Norm. „‚Digital, elektrisch, nachhaltig‘ ist die Richtung für unsere Industrie: Fahrzeuge werden elektrifiziert, der Verkehr und die Produktion werden digitalisiert. Es ist dieser beispiellose Umbruch, der die Zukunft unserer Industrie bestimmt“, sagt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Für den deutschen Mittelstand wird das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland dabei aber immer herausfordernder: Der Standort hat weltweit die höchsten Arbeitskosten in der Automobilindustrie, die höchsten Energiekosten und die höchste Steuerlast für Unternehmen und Arbeitnehmer. Es gibt zudem langsame und bürokratische Prozesse, langsames Internet und Bildungsausgaben, die unter den Erwartungen liegen. Der deutsche Mittelstand und die Industrie bilden aber das Fundament für Wachstum und Wohlstand in unserem Land. Die deutsche Automobilindustrie investiert rund 150 Milliarden Euro bis 2025 in Elektromobilität, Digitalisierung und neue Antriebe. Trotz der Krise ist die Intensität von Forschung und Entwicklung (F&E) der Unternehmen in Deutschland gestiegen. Und auch bei den Patentanmeldungen in Deutschland und Europa ist die Automobilindustrie führend. So wird der deutsche Mittelstand als Leistungsträger durch neue Regulierungen oder Beschränkungen ausgebremst.
Der schleppende Ausbau des Ladenetzes für Elektromobilität in der Europäischen Union und Deutschland ist ein Beispiel, das den deutschen Mittelstand vor große Herausforderungen stellt: Der Hochlauf der Elektromobilität droht, an Schwung zu verlieren. So befinden sich 69 Prozent der Ladepunkte in gerade einmal drei Ländern – Deutschland, Frankreich, Niederlande. In den anderen EU-Ländern kann von einer Ladeinfrastruktur kaum die Rede sein. „Wir erwarten von der EU, dass sie einen Fahrplan vorlegt, der einen Ausbau in ganz Europa vorsieht. Denn ohne eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur werden wir den ausreichenden Hochlauf der Elektromobilität nicht erreichen und die Klimaneutralität 2050 verfehlen“, sagt Hildegard Müller.
„Wir müssen im weltweiten Wettbewerb weiter vorne mitspielen, und das nicht nur bei den Zielen für den Klimaschutz, sondern vor allem auch bei den konkreten Bedingungen für die Unternehmen und ihre Belegschaften“, sagt Müller weiter. „Wettbewerbsfähige Standortbedingungen gehören daher wieder ganz nach oben auf die politische Agenda. Wir brauchen Technologieoffenheit und Innovationen und nicht immer neue Regulierungen oder Beschränkungen für die Unternehmen in unserem Land.“
Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Beirats der KIRCHHOFF Gruppe, VDA-Vizepräsident und Vorsitzender des VDA-Mittelstandskreises, weist in seiner Begrüßung auf die Situation der Zulieferer hin: „Die mittelständischen Unternehmen der deutschen Automobilindustrie haben in den vergangenen Monaten unter enormem Anspannungsgrad gezeigt, wie flexibel und innovativ sie die Herausforderungen anpacken. Die Transformation der gesamten Branche in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung fordert alle Kräfte – und wird zusätzlich verschärft durch Corona. Dennoch haben wir allen Grund zur Zuversicht: Die Unternehmen haben sich vorbildlich um den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeiter und Kunden gekümmert, die Impfkampagnen laufen auf breiter Front an, ein Ende der Pandemie ist langsam in Sicht. Unsere Unternehmen haben – trotz vorübergehender erheblicher Marktrückgänge und manchem Engpass in der Logistik – gezeigt, dass sie auch unter schwierigsten Bedingungen die Lieferkette intakt halten, ihre Belegschaften erfolgreich durch Phasen der Kurzarbeit steuern und gleichzeitig Innovationen in neue Technologien engagiert vorantreiben. Eines ist auch in der Krise deutlich geworden: Die Automobilhersteller benötigen die Zulieferer und den Mittelstand, nur gemeinsam können wir als Schlüsselbranche erfolgreich sein. Notwendig sind jetzt vor allem klare Rahmenbedingungen, damit die Unternehmen Planungssicherheit haben. Das betrifft den Hochlauf der Ladeinfrastruktur ebenso wie den dringend erforderlichen Ausbau der digitalen Netze.“