Wissmann: Automobile Produktionslogistik ist wesentliches Erfolgsrezept

    Berlin, 22. Januar 2013

    „Die deutsche Automobilindustrie arbeitet heute in hochkomplexen, weltumspannenden Produktionsnetzwerken. Die automobile Produktionslogistik – also die pünktliche Versorgung der Fertigung mit allen notwendigen Teilen – ist für Hersteller und Zulieferer gleichermaßen die Voraussetzung einer reibungslos funktionierenden Wertschöpfungskette. Die deutsche Automobilindustrie ist auf den internationalen Märkten auch deshalb so erfolgreich, weil sie die globale Komplexität der Produktion mit ausgeklügelter Logistik beherrscht“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), zum Auftakt des Forums Automobillogistik, das der VDA gemeinsam mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in München veranstaltet. „Die Auslandsproduktion der deutschen Pkw-Hersteller ist im vergangenen Jahr auf 7,7 Mio. Neuwagen gestiegen. Hinzu kommen 5,4 Mio. Autos, die im Inland gefertigt wurden. Die Produktionsnetzwerke der deutschen Automobilindustrie werden damit immer globaler und verflochtener“, sagte Wissmann. Teile und Komponenten eines Fahrzeugs kämen oft aus verschiedenen Kontinenten und würden von den Zulieferbetrieben erst bei Bedarf, Just-in-time und häufig auch Just-in-Sequence, also in der Reihenfolge des Einbaus, direkt ans Montageband geliefert. „Dieses komplexe System zu beherrschen, ist die Aufgabe der Produktionslogistiker“, so Wissmann.

    Die Experten stehen dabei tagtäglich vor einer Reihe von Herausforderungen, um die reibungslose Produktion sicherzustellen. „Daher kommt es entscheidend darauf an, Probleme in der Lieferkette schnell zu erkennen und Lösungen zu finden. Voraussetzung dafür ist eine intensive Kommunikation zwischen Herstellern, Zulieferern und Logistikdienstleistern“, unterstrich der VDA-Präsident. Als Reaktion auf die zunehmenden Risiken hätten die Unternehmen Frühwarnsysteme etabliert. „Die permanenten Weiterent-wicklungen und Optimierungen der Logistikprozesse zeigen Wirkung: Selbst in schwierigen Zeiten erweisen sich die komplizierten Lieferketten als stabil“, betonte Wissmann.

    Das zweitägige Forum Automobillogistik findet 2013 zum ersten Mal als gemeinsame Veranstaltung des VDA und der BVL statt. Rund 500 Logistikexperten der deutschen Automobilindustrie diskutieren in München über die Herausforderungen ihrer Branche.

    Das Komplexitäts- und Risikomanagement werde künftig zur Kernkompetenz in der Automobilindustrie, sagte Wissmann. Die Stabilität in der Lieferkette sei aber nicht nur auf ein erfolgreiches Risikomanagement zurückzuführen. „Entscheidend ist und bleibt eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft aller Beteiligten, vor allem aber der Logistikmitarbeiter der Zulieferer. Es sind die Zulieferer, die die Hauptlast in der Lieferkette tragen. Sie sind damit entscheidend für den Gesamterfolg eines stabilen Logistikprozesses.“

    Wissmann ging auch auf den seit rund einem Jahr laufenden Feldversuch mit Lang-Lkw ein: „Der Feldversuch funktioniert, er verläuft erfolgreich.“ Nach einer Anlaufphase zum Start des Feldversuchs habe die Zahl der teilnehmenden Unternehmen in den vergangenen Monaten stetig zugenommen. Die nächste Erweiterung des zugelassenen Streckennetzes stehe bevor. „Wir gehen davon aus, dass dann weitere Unternehmen am Feldversuch teilnehmen werden“, so Wissmann. Erste Erfahrungen seien durchweg positiv. So berichteten Speditionen von Kraftstoff- und CO2-Einsparungen von bis zu 30 Prozent. Wissmann weiter: „Durch den Feldversuch konnten bereits jetzt mehrere hundert Tonnen CO2 eingespart werden. Der Lang-Lkw beweist sich damit als echter Öko-Laster.“ Dabei habe der Lang-Lkw die Argumente seiner Kritiker im Praxistest längst widerlegt.

    Neben der Notwendigkeit, verstärkt Lang-Lkw einzusetzen, mahnte Wissmann eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur an. Allein der Straßengüterverkehr in Deutschland werde bis zum Jahr 2025 um über die Hälfte wachsen. Wissmann: „Die heutigen Investitionen in die Verkehrswege sind für dieses Wachstum bei weitem nicht ausreichend. Das betrifft alle Verkehrsträger gleichermaßen – die Binnenschifffahrt, die Schiene und die Straße.“ Verkehrswege seien essentiell für den Logistikstandort Deutschland. Die Logistik wiederum sei die Basis für den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland. „Deutschland gehört zu den erfolgreichsten Logistiknationen der Welt. Auf der Logistik-Rangliste der Weltbank belegt Deutschland einen der Top-Plätze.“ Mit einer Außenhandelsquote von über 75 Prozent sei Deutschland so stark in die Weltwirtschaft integriert wie kaum ein anderes Land. „Darum muss alles getan werden, um die nötige Infrastruktur zu erhalten und auszubauen“, unterstrich der VDA-Präsident.