Wissmann: Deutsche Hersteller bei sparsamen Antrieben vorn

    Berlin/Genf, 03. März 2013

    Der Genfer Autosalon steht traditionell für den Beginn des „Autofrühlings“. Und insbesondere die deutschen Hersteller zeigen hier am Lac Léman zahlreiche Neuheiten. Wer die Premieren im Einzelnen betrachtet, kann Folgendes feststellen: Die Effizienz der Antriebe schreitet weiter voran – und gleichzeitig nimmt das Angebot an Modellen, die für Fahrfreude stehen, weiter zu.

    Die Fächerstrategie, die die deutsche Automobilindustrie seit Jahren verfolgt – also das gleichzeitige Vorantreiben verschiedener Antriebsarten –, wird konsequent in die Realität umgesetzt. Beispiele auf dem Genfer Salon sind etwa:

    - Der erste Plug-in-Hybrid von Audi (A3 e-tron) sowie der Audi A3 g-tron mit Gasantrieb, der sowohl mit Erdgas als auch mit dem CO2-neutralen neuen Kraftstoff Audi e-Gas bewegt werden kann

    - Der kommende BMW i3 ist nicht nur besonders effizient, sondern während der Fahrt gänzlich emissionsfrei

    - Ford stattet seine Modelle mit den EcoBoost-Motoren aus. Das sind konsequent nach dem Downsizing-Prinzip entwickelte Turbo-Benzindirekteinspritzer, allen voran der inzwischen mehrfach ausgezeichnete 1,0-Liter-EcoBoost-Dreizylinder

    - Der Mercedes CLA 220 CDI kommt auf einen CO2-Wert von lediglich 109 Gramm (4,2 l/100 km), die neue E-Klasse BlueTEC Hybrid weist als Diesel-Hybrid einen CO2-Wert von 107 Gramm auf (4,1 l/100 km)

    - Opel zeigt den Zafira Tourer, dessen Clean-Diesel-Motor lediglich 4,1 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer benötigt (109 Gramm CO2/km)

    - Volkswagen kommt mit dem Ein-Liter-Auto, dem XL1, einem Plug-in-Diesel-Hybrid mit extrem niedrigem CO2-Wert (21 Gramm/Kilometer), sowie dem Jetta Hybrid, der in Genf seine Europa-Premiere feiert (4,1 l/100 km)

    Das zweite prägende Element der deutschen Hersteller ist die sportlich-elegante Komponente ihrer Modelle hier in Genf. Ich erwähne nur einige Beispiele:

    - Audi RS 6 Avant

    - BMW 3er GT und M6 Gran Coupé

    - Daimler bringt den Mercedes C 63 AMG und die Top-Version der neuen A-Klasse (A 45 AMG) sowie die neue E-Klasse und den CLA

    - Ford zeigt erstmals die Europa-Version des kompakten SUV Ford EcoSport. Dabei handelt es sich um ein „geländegängiges Lifestyle-SUV“, das noch in diesem Jahr in Europa auf den Markt kommen wird

    - Opel stellt das neue viersitzige Cabriolet Cascada vor

    - Porsche präsentiert – im Jubiläumsjahr (50 Jahre Porsche 911) – den Porsche 911 GT3

    - Volkswagen bringt zum einen die siebte Generation des Golf GTI, die im Vergleich zum Vorgänger 25 Prozent mehr Drehmoment bietet und dabei 18 Prozent sparsamer ist, zum anderen den Golf GTD, der mit einem starken TDI-Motor (184 PS; 380 Nm Drehmoment) Fahrspaß und Sparspaß zugleich bietet – er verbraucht lediglich 4,2 Liter auf 100 Kilometer

    Drittens zählt das vernetzte Fahren („connected car“ oder CarIT) eindeutig zur Kernkompetenz der deutschen Hersteller. Die Innovationsgeschwindigkeit gerade in diesem Technologiefeld ist faszinierend. Auto und Smartphone – ergänzt durch zahlreiche Assistenzsysteme – sind heute bereits zwei Seiten einer Medaille.

    Der Genfer Salon bietet damit einen ersten Vorgeschmack auf das umfassende Neuheiten-Programm, das Sie im September auf der 65. Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) Pkw in Frankfurt am Main erwarten wird. Der diesjährige IAA-Slogan heißt aus gutem Grund: „Die automobilste Show der Welt“.

    Deutsche Modelle bei Qualitätsranking vorn.

    Die neuen Modelle sind das eine – das andere ist die Qualität und Zuverlässigkeit der Autos, die bereits seit Jahren Tag für Tag auf unseren Straßen unterwegs sind und dabei oftmals eine sechsstellige Kilometer-Laufleistung aufweisen.

    Die Kernstrategie der deutschen Automobilindustrie – höchste Produktqualität und höchste Kundenzufriedenheit – ist durch den neuen DEKRA Gebrauchtwagenreport 2013 und den neuen TÜV Report 2013 eindrucksvoll bestätigt worden.

    So sind der Audi A4, der Ford C-MAX und der BMW Z4 die Gewinner im DEKRA Gebrauchtwagenreport 2013. Den Titel „Bester aller Klassen“ als das Fahrzeug mit den besten Werten über alle Laufleistungsbereiche (bis 150.000 Kilometer) verteidigte der Audi A4 vor der Mercedes-Benz C-Klasse. In der Kategorie „Fahrzeug des Jahres“ liegen Ford C-MAX und BMW Z4 gleichauf mit der besten Qualität an der Spitze, auf dem dritten Platz rangiert hier die E-Klasse von Mercedes-Benz. Die Sachverständigen werteten für den DEKRA Gebrauchtwagenreport die Ergebnisse von insgesamt 15 Mio. Hauptunter-suchungen der vergangenen zwei Jahre aus.

    Auch beim TÜV Report 2013 siegten deutsche Modelle: Der VW Polo gewann bei den zwei- bis dreijährigen Fahrzeugen. Insgesamt haben die TÜV-Sachverständigen über 8,1 Mio. Hauptuntersuchungen von mehr als 220 Modellen ausgewertet. Diese Top-Platzierung zeigt, dass deutsche Hersteller gerade auch im Kleinwagensegment die zuverlässigsten Autos bauen. Auf Platz 3 folgte im Ranking der Audi Q5. Herausragend ist die Zuverlässigkeit, Qualität und Werthaltigkeit zudem beim Porsche 911: Er steht bei den sechs- bis siebenjährigen, den acht- bis neunjährigen und den zehn- bis elfjährigen Autos immer auf Platz 1. Auch der Mercedes SLK und der BMW Z4 gehören laut TÜV-Report zu den Qualitätsriesen.

    Wir beobachten diese Qualitätsrankings deshalb sehr aufmerksam, weil – laut DAT Report 2013 – für den Neuwagenkäufer die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs als wichtigstes Kaufkriterium ganz oben steht. Erst danach folgen Aussehen, Anschaffungspreis und Kraftstoffverbrauch des Autos.

    Welt-Pkw-Markt wächst – Sorgen in Westeuropa.

    Lassen Sie mich damit zu den Automobilmärkten kommen. Natürlich schaut jeder derzeit auf die Entwicklung in Westeuropa. Doch die deutsche Automobilindustrie ist global aufgestellt. Insgesamt ist die Perspektive durchaus positiv: Der Welt-Pkw-Markt wird 2013 um 2 Prozent auf 70,7 Mio. Einheiten wachsen. Für den chinesischen Markt erwarten wir ein Plus von 6 Prozent auf 14 Mio. Einheiten, die USA werden um 5 Prozent auf knapp 15,2 Mio. Light Vehicles zulegen. Indien und Russland sind ebenfalls im Plus mit einem Volumen von jeweils rund 3 Mio. Pkw.

    Sorgen bereitet uns vor allem der westeuropäische Pkw-Markt, der 2012 um 8 Prozent auf knapp 11,8 Mio. Neufahrzeuge zurückging. Unter der Schwäche Westeuropas – insbesondere in Spanien, Italien und Frankreich – leiden vor allem Hersteller und deren Zulieferer, die ihre Hauptabsatzmärkte in Europa haben und in den Wachstumsregionen USA oder China kaum oder gar nicht präsent sind. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist der westeuropäische Pkw-Markt um drei Mio. Einheiten zurückgegangen.

    Es wäre jedoch verkehrt, diese Tendenz linear weiter fortzuschreiben. Westeuropa bleibt Autoland.

    Wie rasch sich Märkte erholen können, haben die USA gezeigt: Der dortige Light-Vehicles-Absatz wird 2013 um rund 3,5 Mio. Einheiten über dem Niveau des Jahres 2010 liegen.

    Der Prozess in Westeuropa wird mehr Zeit benötigen. Doch mittelfristig ist durchaus wieder mit einem deutlich höheren Marktvolumen zu rechnen. Gerade in den besonders betroffenen europäischen Ländern staut sich derzeit ein potenzieller Nachholbedarf an, der auch qualitativ zu sehen ist: Die künftigen Neuwagen werden deutlich geringere Verbrauchs- und CO2-Werte aufweisen.

    Wir rechnen im Gesamtjahr 2013 für Westeuropa mit einem Rückgang um 3 Prozent auf knapp 11,5 Mio. Neuwagen. Ein erster Indikator dafür, dass die von der Krise besonders betroffenen Länder wieder Tritt fassen könnten, ist die Tatsache, dass in Italien und Spanien seit einiger Zeit die realen Lohnstückkosten sinken. Auch in Frankreich ist dies in den letzten Monaten zu beobachten. Natürlich spielt hier auch der Rückgang der Beschäftigung in diesen Ländern eine Rolle. Doch unterm Strich heißt das, dass sich die Wettbewerbsposition dieser Volkswirtschaften wieder verbessern kann.

    Hinzu kommen beispielsweise Maßnahmen in Frankreich: Die Strukturreformen für den Arbeitsmarkt, die die französischen Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften im Januar 2013 vereinbart haben, könnten Schritt für Schritt für mehr Flexibilität sorgen und damit kostendämpfend wirken. Das ist ein erstes, positives Signal. Allerdings kommt es entscheidend darauf an, dass nun die Politik ihrer Bringschuld nachkommt, die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs spürbar zu erhöhen. Darauf warten nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die verunsicherten europäischen Verbraucher!

    Italien hat es zu einem Gutteil selbst in der Hand, ob und wie rasch das Konsumentenvertrauen der Bürger wieder zunimmt. Davon hängt auch die Erholung des italienischen Automobilmarktes ab.

    Über die derzeit schwierige Lage in unseren europäischen Nachbarländern sind wir alles andere als glücklich. Wir Deutsche brauchen auch für die Automobilmärkte in Europa unsere französischen und italienischen Nachbarn.

    Wir erwarten von den europäischen Mitgliedsstaaten Reformen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit, damit es wieder aufwärts gehen kann. Das allein genügt jedoch nicht. Auch die europäischen Institutionen sind gefordert.

    Notwendig ist eine Politik, die in der EU die Industrie wieder in den Mittelpunkt rückt, anstatt sie zu überfordern. Entscheidend ist, dass die EU die notwendige Balance zwischen Klimaschutz- und Industriepolitik findet.

    In unserer Branche geht es um das 95-Gramm-Ziel, das nach den Plänen der EU-Kommission bis zum Jahr 2020 erreicht werden soll. Das entspricht einer Reduktion von rund einem Drittel gegenüber dem Basiswert von 141 Gramm CO2 pro Kilometer (2010).

    Wir stehen zu diesem Ziel und arbeiten intensiv an der weiteren Senkung der CO2-Emissionen unserer Fahrzeuge. Doch darf dieses anspruchsvolle Ziel nicht durch bürokratische Hürden zusätzlich belastet werden. Notwendig ist vielmehr, dass alle Möglichkeiten der Flexibilisierung genutzt werden, um die Innovationen mit hohem Tempo weiter nach vorn zu treiben. Dazu gehört auch eine Mehrfachanrechnung der CO2-Werte alternativ angetriebener Fahrzeuge (sogenannte Super-Credits), wie dies in vergleichbaren Regulierungen in China und den USA gemacht wird.

    Eine neue Studie bestätigt diese Position: Die RWTH Aachen hat – im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums – soeben eine Studie vorgelegt, die die „CO2-Reduzierungspotenziale bei Pkw bis 2020“ untersucht: Für die europäische Automobilindustrie sei der von der EU-Kommission vorgeschlagene Grenzwert eine „zentrale Herausforderung“. Mit klassischen Antrieben allein sei das Ziel nicht erreichbar, notwendig seien zudem Autos mit alternativen Antrieben.

    Die Kosten für die aufwendigen Antriebstechnologien „können nicht ausschließlich von den Fahrzeugherstellern selbst getragen werden, sondern müssen an den Endkunden weitergegeben werden“, betont die Studie. Im „realistischen Szenario“ wird vorgerechnet, dass der Neuwagenkauf für die Autofahrer deutlich teurer würde, zudem würden die Herstellungskosten bei den Pkw-Unternehmen erheblich steigen.

    Auch wenn diesem höheren Kaufpreis geringere Kraftstoffkosten gegenüber stehen, so ist laut Studie der Einsatz von „ausgewählten Flexibilisierungsmaßnahmen“ wie etwa Super-Credits und Öko-Innovationen zwingend erforderlich, um voran zu kommen.

    Einfach ausgedrückt: Das 95-Gramm-Ziel wird für den Autofahrer nicht kostenneutral erreichbar sein – höchstens über einen langen Nutzungszeitraum. Wer die Pkw-Märkte kennt, der weiß, wie preissensibel der Kunde reagiert. Die EU-Kommission sollte daher alle Möglichkeiten ausschöpfen, um neue Technologieentwicklungen zu beschleunigen und um Anreize für fortschrittliche Innovationen zu setzen.

    Ifo-Geschäftserwartungen: Pkw-Hersteller wieder im „Aufschwung-Quadranten“.

    Zurück zur Konjunktur. Deutschland ist weiterhin der Stabilitätsanker in der Eurozone: Im Dezember konnte die Industrieproduktion in Deutschland gegenüber dem Vormonat wieder leicht zulegen. Auch die wirtschaftlichen Frühindikatoren zeigen eine Verbesserung an: Der Ifo-Geschäftsklimaindex steigt seit vier Monaten kontinuierlich. Bemerkenswert ist, dass die Erwartungen der Unternehmen sich erstmals im Februar deutlich ins Positive gedreht haben, nachdem sie seit Mai 2012 Monat für Monat im Minus waren.

    Besonders erfreulich: Das Geschäftsklima in der Automobilindustrie ist mit knapp 15 Punkten mehr als doppelt so stark gestiegen wie im gesamten verarbeitenden Gewerbe. Die Pkw-Hersteller in Deutschland schätzen zwar die aktuelle Geschäftsbeurteilung noch verhalten ein. Allerdings – und das ist das Überraschende – sind ihre Geschäftserwartungen spürbar optimistischer als noch vor einen Monat. In der Sprache des Ifo-Instituts heißt das: Die deutschen Pkw-Hersteller sind damit seit Herbst 2011 erstmals wieder im „Aufschwung-Quadranten“. Das stimmt zuversichtlich.

    Unterstützt wird diese Perspektive durch eine Umfrage, die Ernst & Young im Januar europaweit bei 300 Unternehmen der Automobilindustrie durchgeführt hat. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: 78 Prozent aller Befragten rechnen damit, dass sich die Geschäftslage ihrer Unternehmen in den kommenden sechs Monaten verbessern wird, jeder zehnte erwartet sogar eine „deutliche Verbesserung“. In Deutschland sind die Automobilunternehmen – Hersteller und Zulieferer – sogar noch zuversichtlicher: Neun von zehn rechnen mit einer Verbesserung. Dies ist noch kein Grund zur Euphorie, doch der Blick nach vorn bietet Anlass zur Zuversicht. Gerade in einer Lage wie der jetzigen ist es sinnvoll, sich noch intensiver als sonst mit den Frühindikatoren zu beschäftigen.

    Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Es wird ein harter, langer und steiniger Weg. Aber er lohnt sich. Wie wichtig Westeuropa und Deutschland auch künftig für die deutsche Automobilindustrie sind, wird daran deutlich, dass wir im Inland über einen Marktanteil von 70 Prozent verfügen, in Westeuropa sind es 50 Prozent.

    Unabhängig von der derzeit schwierigen Lage Westeuropas ist allerdings auch klar, dass die eigentlichen Wachstumsregionen vor allem China, die USA und Russland sind.

    Die deutschen Konzernmarken profitieren davon, dass sie weltweit gut aufgestellt sind: Sie konnten 2012 ihren Marktanteil in den USA auf 8,8 Prozent steigern (2011: 8,2 Prozent), in China auf 21,4 Prozent (2011: 19,5 Prozent), in Russland auf 20,9 Prozent (2011: 18,0 Prozent). Allein in China haben die deutschen Konzernmarken ihre Pkw-Verkäufe 2012 um 19 Prozent auf 2,8 Mio. Einheiten erhöht.

    Wir erwarten für das Gesamtjahr 2013 für die deutschen Pkw-Hersteller insgesamt ein Exportvolumen von knapp 4,2 Mio. Einheiten, das entspricht in etwa dem Niveau von 2012.

    Internationale Produktionsstruktur stabilisiert Standort Deutschland.

    Diese Markterfolge sind auch darauf zurückzuführen, dass die deutsche Automobilindustrie in den vergangenen Jahren ihre weltweite Produktion strategisch auf- und ausgebaut hat: Im Jahr 2000 produzierten unsere Hersteller weltweit gut 8,8 Mio. Pkw, davon 58 Prozent im Inland. Im Jahr 2012 wurden von deutschen Herstellern 13,6 Mio. Pkw weltweit produziert, davon 40 Prozent im Inland. Dass diese Internationalisierung dem Automobilstandort Deutschland gut getan hat, wird daran deutlich, dass sich die Pkw-Inlandsproduktion 2012 auf 5,4 Mio. Neuwagen erhöhte (2000: 5,1 Mio. Pkw). Für das laufende Jahr erwarten wir ein Produktionsniveau in etwa auf Vorjahreshöhe.

    Und klar ist auch: Wenn sich der europäische Markt stabilisiert, werden die deutschen Hersteller und gerade die deutschen Fertigungsstätten hiervon sehr profitieren.

    Bislang stimmt die Regel: Drei neue Jobs im Ausland sichern oder schaffen einen Arbeitsplatz im Inland. Allerdings ist diese Relation kein Naturgesetz: Wir müssen alles daran setzen, um den Produktionsstandort Deutschland auch künftig wettbewerbsfähig zu halten. Dazu gehört, dass auch Politik und Öffentlichkeit erkennen, wie strategisch wichtig das Premiumsegment für den Automobilstandort Deutschland ist: 57 Prozent der gesamten Pkw-Inlandsproduktion entfallen derzeit auf das Premiumsegment, vor zwölf Jahren waren es erst 46 Prozent. Allein bei den Pkw-Herstellern hängen 60 Prozent aller inländischen Arbeitsplätze am Premium. Das sind über 200.0000 Beschäftigte bei unseren Hersteller, viele Mitarbeiter bei Zulieferern kommen noch hinzu.

    Premium weiter im Aufwind.

    Dabei definiert sich Premium schon längst nicht mehr durch „länger, breiter, schwerer“. Ganz im Gegenteil: Die deutschen Hersteller haben Premiumfahrzeuge in nahezu allen Segmenten im Angebot, von der Oberklasse über die Mittelklasse bis hin zur Premium-Kompaktklasse, die von unseren Marken ja erst geschaffen wurde. Neuerdings finden sich sogar erste Premium-Kleinwagen-Modelle auf dem deutschen Markt – sie stammen durchweg von unseren Herstellern. Premium zeichnet sich aus durch höchste Qualität und besten Werterhalt, faszinierendes Design, attraktives Interieur, modernste Vernetzung, effizienteste Motorisierung, niedrige CO2-Emissionen und höchste Sicherheitsstandards. Unser Weltmarktanteil bei Premium beträgt 80 Prozent – diese Position gilt es zu halten und zu festigen!

    Ein weiterer Erfolgsbaustein der deutschen Automobilindustrie ist unsere technologische Pole Position beim Clean Diesel: 55 Prozent aller Pkw, die in Westeuropa neu zugelassen werden, haben einen sauberen und sparsamen Dieselmotor. Und gut jeder zweite Diesel, der in Westeuropa neu verkauft wird, trägt ein deutsches Markenzeichen.

    Wir freuen uns, dass die „Clean Diesel. Clearly Better.“-Kampagne für den US-Markt, die vom VDA gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen entwickelt wurde (www.clearlybetterdiesel.org), gut aufgenommen wird. Gemeinsames Ziel ist es, dem Clean Diesel in der US-Bevölkerung eine markenübergreifende Informationsplattform zu geben und die klaren Vorteile dieser Technologie aus erster Hand noch bekannter zu machen. Jetzt hat sich erstmals auch ein US-amerikanischer Wettbewerber (GM) entschieden, ein Pkw-Modell (Chevrolet Cruze) mit Dieselmotor in Nordamerika anzubieten. Das begrüßen wir, auch wenn sich dadurch der Marktanteil der deutschen Hersteller bei Diesel-Pkw in den USA, der etliche Jahre 100 Prozent betrug, ein wenig verringern dürfte.

    Pkw-Inlandsmarkt und Export im Februar rückläufig.

    Damit komme ich zu den aktuellen Zahlen: Im Februar 2013 wurden in Deutschland 200.700 Pkw neu zugelassen. Das ist ein Rückgang um knapp 11 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Allerdings hatte dieser kalte Februar auch einen Arbeitstag weniger als der Vorjahresmonat. Für das Gesamtjahr halten wir an unserer Prognose von rund 3 Mio. Pkw-Neuzulassungen im Inland fest. Denn für das zweite Halbjahr rechnen wir mit einer Belebung des Marktes.

    Unsere Hersteller spüren derzeit allerdings noch immer die Schwäche des europäischen Marktes. Daher kommt es für uns nicht überraschend, dass die Pkw-Exporte im Februar um 10 Prozent auf 358.200 Einheiten zurückgegangen sind. Entsprechend haben die Unternehmen die Pkw-Produktion um 8 Prozent auf 466.100 Fahrzeuge zurückgenommen.

    Zusammenfassung.

    Lassen Sie mich zusammenfassen: Die ersten Monate des Jahres 2013 waren durch die schwache Nachfrage in Westeuropa geprägt. Auch der deutsche Pkw-Markt konnte sich von dieser Entwicklung nicht vollständig abkoppeln. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass die Vorjahresvergleichszahlen recht ordentlich waren und sich erst ab dem Frühsommer 2012 die Konjunkturaussichten eintrübten. Das führt zu einem Basiseffekt, insbesondere im ersten Halbjahr 2013. Für das zweite Halbjahr rechnen wir mit einer Erholung des Marktes.

    Die Neuzulassungszahlen der beiden ersten Monate sollten daher nicht auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden. Wir erwarten vielmehr eine stabile Entwicklung auf dem Inlandsmarkt sowie bei Export und Produktion. Die neuesten Zahlen des Ifo-Instituts zu den Geschäftserwartungen der Automobilindustrie geben Anlass zu vorsichtiger Zuversicht.

    Allerdings wird das Jahr 2013 – und ich habe das bereits im Dezember gesagt – ein forderndes Arbeitsjahr. Viel wird davon abhängen, ob es der Politik gelingt, die Krise in Europa zu meistern und beim Bürger wieder mehr Vertrauen zu schaffen. Die deutsche Automobilindustrie – Hersteller wie Zulieferer – hat ihre Hausaufgaben gemacht. Und sie legt beim Innovationstempo sogar noch einen Zahn zu. Das zeigen die neuen Modelle hier in Genf.

    Ich danke Ihnen.

      Februar 2013 Januar - Februar 2013
    Personenkraftwagen *) Anzahl ±% Vorjahr Anzahl ±% Vorjahr
    Neuzulassungen 200.700 -11 392.800 -10
    davon        
    dt. Marken inkl. Konzernmarken 140.200 -11 277.700 -8
    ausl. Marken 60.500 -9 115.100 -13
    Export 358.200 -10 673.500 -8
    Produktion 466.100 -8 864.800 -9
    *) z.T. vorläufig