
Neuzulassungen Pkw und E-Pkw
Weltmarkt konsolidiert sich leicht
2021 verzeichnete der mitten in der Transformation stehende Pkw-Weltmarkt erstmals wieder einen moderaten Zuwachs nach drei sukzessiven Rückgängen. Der Chipmangel verhinderte ein besseres Ergebnis.
2021 verzeichnete der mitten in der Transformation stehende Pkw-Weltmarkt erstmals wieder einen moderaten Zuwachs nach drei sukzessiven Rückgängen. Der Chipmangel verhinderte ein besseres Ergebnis.
Nach dem deutlichen Rückschlag im Coronajahr 2020 um 15 Prozent auf 68,2 Mio. Pkw, setze 2021 bei den Neuzulassungen mit einem Zuwachs um 4 Prozent auf 71,3 Mio. Pkw eine Konsolidierung ein. Damit liegt der Weltmarkt jedoch immer noch um über 13 Mio. Einheiten unter dem Volumen von 2018. Die Entwicklung verlief letztes Jahr in den einzelnen Regionen uneinheitlich. Im folgenden wird das Autojahr in den drei wichtigsten Märkten Europa, USA und China beleuchtet, die gemeinsam für mehr als zwei Drittel der globalen Pkw-Neuzulassungen stehen.
Europa erneut rückläufig
Der europäische Neuwagenmarkt (EU27, EFTA & UK) hat im Jahr 2021 eine turbulente Entwicklung durchgemacht. Zum Jahresstart wurden im Januar und Februar nach einem starken Jahresendspurt 2020 deutliche Rückgänge realisiert. In der Folge waren die Monatsergebnisse bis zur Jahresmitte sehr positiv. Das niedrige Vorjahresergebnis, als Lockdowns in Europa das Marktgeschehen deutlich beeinträchtigten, begünstigte dabei teilweise sehr hohe Wachstumsraten. Ab der Jahresmitte wirkte sich ein langsam anziehendes Vergleichsniveau im Vorjahr und die schwierige Versorgungslage, insbesondere ausgelöst durch den Mangel an Halbleitern in der Produktion, negativ auf das Marktgeschehen aus. Konkret legte der Markt im ersten Quartal geringfügig um 1 Prozent zu. Anschließend stiegen die Neuzulassungen um 66 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im dritten und vierten Quartal wurden in Europa jeweils 23 Prozent weniger Pkw zugelassen als im Vergleichszeitraum des Jahres 2020.
Insgesamt sank das Marktvolumen des europäischen Marktes im Jahr 2021 auf 11,8 Millionen Neufahrzeuge – rund 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Es war das geringste Neuzulassungsvolumen seit Beginn unserer Datenerfassung im Jahr 2003. Zwanzig der Länder, die zum europäischen Markt zählen, konnten im Jahr 2021 dabei eine positive Bilanz vorweisen. Von den fünf größten Märkten konnten ebenfalls alle ein – wenigstens geringes – positives Ergebnis erzielen, lediglich Deutschland lag deutlich im Minus.
Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Osteuropa
Der zweitgrößte Automarkt in Europa war im Jahr 2021 nach Deutschland Frankreich. 1,7 Millionen Neuzulassungen bedeuteten ein Plus von 9.000 Einheiten gegenüber dem Vorjahr (+1 Prozent). Der französische Pkw-Markt konnte sich also nur sehr geringfügig von dem Corona-Rückgang des Vorjahres erholen.
Maßgeblich wirkte dabei der Halbleitermangel. Zwar wurden im Laufe des Jahres immer wieder auch einschränkende Maßnahmen vorgenommen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu behindern, diese waren aber bei weitem nicht so einschneidend wie noch im Jahr 2020, als die Autohäuser zum Beispiel im März und April geschlossen bleiben mussten.
Der britische Pkw-Markt war im vergangenen Jahr nahezu genauso groß wie der französische Markt, gerade mal 12.000 Einheiten weniger wurden im Vereinigten Königreich neu angemeldet. Mit 1,6 Millionen Neufahrzeugen war der Markt 1 Prozent größer als im Vorjahr. Nach dem Vorjahr war es das niedrigste Marktvolumen seit 1992. Private Halter waren dabei die zentrale Quelle für das Marktwachstum. Ihre Neuzulassungen legten um 7 Prozent zu, während Flotten- und Unternehmenszulassungen um jeweils 4 bzw. 5 Prozent nachgaben.
Der italienische Pkw-Markt konnte im vergangenen Jahr das größte Wachstum unter den großen Einzelmärkten Europas erzielen. Mit 1,5 Millionen Einheiten wuchs das Neuzulassungsvolumen um 6 Prozent. Während die Neuzulassungen im ersten Halbjahr noch um 51 Prozent zulegen konnten, gingen sie im zweiten Halbjahr dann um 28 Prozent zurück. Dabei wirkten sich zum Jahresende hin neben dem Halbleitermangel auch die abgelaufenen Kaufanreize negativ auf die Nachfrage aus. Zuvor wurden Fahrzeuge mit geringen CO2-Emissionen gefördert. Im Jahresverlauf 2022 soll die Förderung wieder eingesetzt werden.
Der spanische Markt zählte im vergangenen Jahr insgesamt 859.500 neuzugelassene Pkw und damit 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei war das Vergleichsniveau in Spanien nach einem Einbruch des Marktes im Pandemiejahr 2020 von 32 Prozent besonders niedrig. Insbesondere die schwache Nachfrage von privaten Haltern wirkte sich dabei dämpfend auf die Entwicklung aus (-13 Prozent). Unternehmen (+2 Prozent) und Vermieter (+59 Prozent) konnten ein wachsendes Geschäft vermelden. Unter den Volumensegmenten konnten insbesondere die kleinen SUV zulegen, ihr Marktvolumen stieg um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
In den osteuropäischen Ländern haben sich die Automobilmärkte im Jahr 2021 mehrheitlich positiv entwickelt. In den zwölf Ländern, die seit 2004 der Europäischen Union angehören, sind die Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 2 Prozent gewachsen. Mit einem Gesamtvolumen von fast 1,2 Millionen Pkw, lagen sie aber noch deutlich hinter ihrem Rekord aus dem Jahr 2019 zurück. Damals wurden in den zwölf Ländern 1,5 Millionen Pkw neuzugelassen. Der mit Abstand größte Einzelmarkt der osteuropäischen Länder ist weiterhin Polen. Im östlichen Nachbarland Deutschlands wurden 2021 446.600 fabrikneue Pkw zugelassen – ein Plus von 4 Prozent. In der Tschechischen Republik legte der Absatz erstmals seit 2017 wieder zu. Es wurden 206.900 Pkw neu angemeldet, 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die osteuropäischen Märkte bergen noch reichlich Wachstumspotenzial für die kommenden Jahre. Im Schnitt kommen hier 523 Pkw auf 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: In den EU15 Ländern beläuft sich die Pkw-Dichte auf 566 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner.
China kommt gut aus der Krise
Der chinesische Pkw-Markt ist der weltweit größte Automobilmarkt und macht fast 30 Prozent der globalen Autoverkäufe aus. Im Jahr 2021 war China mit einem Wachstum von 7 Prozent eine der Stützen des Pkw-Weltmarktes. Insgesamt wurden trotz schwieriger Umstände 21,1 Millionen Neufahrzeuge verkauft. Anders als die weiteren großen Absatzmärkte Europa und USA wurde in China somit bereits wieder das Marktvolumen von vor der Corona-Pandemie erreicht. Während der Rückgang im Vorjahr vergleichsweise gering war, wirkte der Rebound 2021 recht stark. Es war das erste Marktwachstum im Reich der Mitte seit 2017. Begünstigt wurde dies durch die niedrigen Absatzzahlen aus dem Frühjahr 2020, als die Corona-Pandemie von China ausgehend auch zu massiven Verwerfungen in den wirtschaftlichen Tätigkeiten führte.
So wuchs der Absatz im ersten Quartal um 76 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau, als insbesondere im Februar der Pkw-Markt in weiten Teilen vorrübergehend zum Erliegen kam. Im weiteren Verlauf des vergangenen Jahres kühlte die Erholung allerdings merklich ab – im zweiten bis vierten Quartal wurden jeweils negative Wachstumsraten verbucht (Q2: -1 Prozent, Q3: -12 Prozent, Q4: -2 Prozent). Einerseits wirkte sich hier das anziehende Geschäft im Vorjahr und damit der höhere Vergleichswert aus: Die chinesische Regierung hatte das Automobilgeschäft im Vorjahr auf regionaler Ebene durch vielfältige Fördermaßnahmen gestützt. Andererseits verknappten die Schwierigkeiten in den automobilen Lieferketten, insbesondere der Mangel an Halbleitern, das Fahrzeugangebot für Kunden deutlich. Neben einer begrenzteren Auswahl an Fahrzeugen, mussten Käufer auch deutlich höhere Wartezeiten für Ihre Neufahrzeuge in Kauf nehmen. Nachdem die deutschen Hersteller ihren Marktanteil in den Jahren 2019 und 2020 auf 24,6 bzw. 24,4 Prozent steigern konnten, ging er im vergangenen Jahr auf 20,4 Prozent zurück. Insgesamt bedeutete dies einen Absatz von insgesamt 4,3 Mio. Neufahrzeugen. Trotz des steigenden Gesamtmarktes war dies ein Minus von gut 510.000 Pkw. Insbesondere die Halbleiterkrise traf die deutschen Hersteller überproportional stark.
Deutlich wächst weiterhin der Elektromarkt in China. Mit 3,3 Millionen neuen Elektro-Pkw war China erneut der mit deutlichem Abstand größte Einzelmarkt weltweit. Ihr Absatz legte um 168 Prozent zu. Sie erreichten damit einen Anteil von fast 15,8 Prozent am Gesamtmarkt (im Vorjahr waren es 6,3 Prozent). Rund 82 Prozent des Elektromarktes machen Batterieelektrische Pkw (BEV) aus. Sie konnten leicht überproportional um 174 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Der Absatz von Plug-In-Hybriden (PHEV) lag um 143 Prozent über dem Niveau von 2020. Das verbesserte Modellangebot sowie Subventionen des Staates wirkten sich hier deutlich positiv auf die Entwicklung des Absatzes aus. Der Anteil der deutschen OEMs im chinesischen Elektromarkt betrug im vergangenen Jahr 6,5 Prozent (Vorjahr: 9,2 Prozent).
Bei der Segmentstruktur verfestigte sich im Jahr 2021 das Gesamtbild des Vorjahres. Das Segment der SUV, das sich in den letzten Jahren einer steigenden Beliebtheit erfreute, stand erneut ganz oben in der Gunst der Kunden. Ihr Absatz wuchs um knapp 7 Prozent auf 10,1 Millionen Einheiten. Höher war die Zahl der verkauften SUV lediglich im Rekordjahr 2017, als 10,3 Millionen Fahrzeuge dieses Segments verkauft wurden. Ihr Anteil am gesamten chinesischen Automobilmarkt betrug 48 Prozent. Mit einem Plus von ebenfalls 7 Prozent legte das Segment der Basic Cars auf insgesamt 9,9 Millionen Einheiten zu. Das Minivan-Segment stagnierte auf dem niedrigen Vorjahresniveau von 1,1 Millionen Fahrzeuge. Zuletzt wurden 2012 merklich weniger Minivans verkauft.
US-Markt mit leichtem Zuwachs
Der Light-Vehicle-Absatz in den USA ist im vergangenen Jahr um gut 3 Prozent auf 14,9 Mio. Einheiten gestiegen. Ein deutlicher Rebound nach dem Markt-rückgang im Jahr 2020 (-15 Prozent) blieb somit aus. Besonders stark war das Wachstum zum Ende des ersten bzw. Anfang des zweiten Quartals, als der aufgrund der Corona-Pandemie niedrige Vorjahresvergleich hohe Wachstumsraten begünstigte. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte war die Markterholung allerdings deutlich
durch die beeinträchtigten Lieferketten limitiert. Aufgrund von Engpässen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, insbesondere bei Halbleitern, war das Fahrzeugangebot stark begrenzt. So fielen auch die günstige gesamtwirtschaftliche Konjunktur und die guten Finanzierungskonditionen nur wenig ins Gewicht.
Auch im Jahr 2021 setzte sich auf dem US-Light Vehicle-Markt der in den letzten Jahren (weltweit) zu beobachtende Trend zu größeren Fahrzeugen fort. Die Light-Truck-Verkäufe legten um knapp 5 Prozent auf fast 11,6 Mio. Einheiten zu, während die Verkäufe von Basic Cars um 2 Prozent auf gut 3,3 Mio. Fahrzeuge nachgaben. Damit zählten im vergangenen Jahr 77,7 Prozent aller verkauften Fahrzeuge zum Light-Truck-Segment. Das größte Einzelsegment innerhalb der Light Trucks und der größte Gewinner der letzten Jahre waren die CUVs (Cross-Utility-Vehicles / Crossover), jenes Segment, das wir in Deutschland allgemein SUV nennen. Die CUV-Verkäufe legten 2021 um 7 Prozent auf rund 6,7 Mio. Einheiten zu. Damit erreichten sie einen Marktanteil von knapp 45 Prozent und bildeten erneut das größte Einzelsegment auf dem US-Markt. Die SUVs, im Vergleich zu den CUVs mit größeren Außenmaßen und Offroad-Charakteristika ausgestattet, kamen auf einen Marktanteil von knapp 10 Prozent. Ihre Verkäufe stiegen um 15 Prozent auf gut 1,4 Mio. Einheiten. Der Absatz von Pickup-Trucks erreichte ein Volumen von 2,7 Mio. Fahrzeugen (-4 Prozent) und einen Marktanteil von 18 Prozent. Schließlich wurden in den USA 0,7 Mio. Vans als letztes Teilsegment unter den Light Trucks verkauft (+1 Prozent; Marktanteil: 5 Prozent).
Die deutschen Hersteller konnten ihren Marktanteil in den USA im vergangenen Jahr erneut ausbauen. Sie verkauften gut 1,3 Mio. Light Vehicles (+11 Prozent). Im Light-Truck-Segment stiegen ihre Verkäufe mit 22 Prozent besonders stark auf knapp 918.000 Fahrzeuge. Im schrumpfenden Basic-Car-Segment gingen die Verkäufe mit 6 Prozent auf 42.000 Einheiten etwas stärker zurück als im Gesamtsegment (-2 Prozent). Folglich stieg ihr Marktanteil 2021 auf 9,0 Prozent (2020: 8,3 Prozent).
