Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit

    Kreislaufwirtschaft

    Die Produkte der deutschen Automobilindustrie gelten als Maßstab in der Kreislaufwirtschaft.

    Die Produkte der deutschen Automobilindustrie gelten als Maßstab in der Kreislaufwirtschaft.

    Die Strategie der deutschen Automobilindustrie zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks geht weit über die Nutzungsphase eines Fahrzeugs hinaus und umfasst den gesamten Lebenszyklus von den Rohstoffen und Produktion über Reparatur-, Reuse- und Remanufacturing-Konzepte bis hin zum Recycling. Diese ganzheitliche Betrachtung aller Wertschöpfungsstufen und ihrer Umweltauswirkungen spiegelt sich in den „Design for Sustainability“-Strategien der Automobilindustrie wider.

    Die Produkte der Automobilhersteller und -zulieferer gelten als Maßstab für andere Branchen, da sie hohe Anteile von recyceltem Stahl und Nicht-Eisen-Metallen in Neufahrzeugen verwenden, Wiederaufbereitungsprozesse mit hohen Stückzahlen etabliert haben, sehr gute Reparierbarkeit aufweisen,  Langlebigkeit ihrer Produkte fördern und eine erhebliche Verringerung gefährlicher Stoffe sicherstellen.

    Die Einführung alternativer Antriebstechnologien auf Basis der Nutzung erneuerbarer Energien wird in den kommenden Jahren zu einer Verlagerung des CO2-Hotspots von der Nutzungsphase auf die Produktions- und Materiallieferkette eines Fahrzeugs mit seinen rund 7.000 Komponenten und Teilen führen.

    Mit der Altfahrzeug-Richtlinie wurde in Europa ein hochwertiges, zertifiziertes Rücknahme- und Verwertungsnetz für Altfahrzeuge von den Automobilherstellern und ihren Geschäftspartnern eingerichtet. Aktuelle politische Initiativen, wie die Revision der Altfahrzeugrichtlinie oder die Erarbeitung einer Kreislaufwirtschaftsstrategie, sollten bestehende Stärken ausbauen, Innovationen fördern und auf die bestehenden Marktmechanismen vertrauen.

    Grafik zu Kreislaufwirtschaft

    Leitgedanken einer zukunftsfähigen automobilen Kreislaufwirtschaft

    Circular Economy oder Kreislaufwirtschaft kann ganz unterschiedlich verstanden werden. Die Konzepte der deutschen Automobilindustrie fußen auf folgenden Leitgedanken:

    Fahrzeuge unterscheiden sich von anderen Konsumgütern durch ihre Komplexität und Langlebigkeit – gesetzliche Anforderungen z. B. zum Reuse werden nicht auf das Gesamtprodukt, sondern für einzelne Bauteile gefordert. Ein Fahrzeug besteht aus etwa 5.000 bis 7.000 Komponenten und einer Vielzahl von Unterkomponenten. Es ist 15 bis 22 Jahre im Einsatz und dabei einem Temperaturbereich von 100°C im Fahrzeuginnenraum ausgesetzt, was Crashsicherheit, Schwerentflammbarkeit und hohe Materialbeanspruchung während der gesamten Lebensdauer garantieren muss. Gleichzeitig hat ein komplettes Altfahrzeug einen vergleichsweise hohen Wert, um den sich in der Vergangenheit viele erfolgreiche Geschäftsmodelle in der automobilen Kreislaufwirtschaft, wie das Remanufacturing, gebildet haben.

    Bei der Umsetzung der Anforderungen der Altfahrzeug-Richtlinie sind alle Akteure der Wertschöpfungskette beteiligt und im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit zur Einhaltung verpflichtet. Die Fahrzeughersteller übernehmen die Verantwortung für den Ersatz von gefährlichen Stoffen, für die Erstellung und Verteilung von Demontage- und Verwertungsinformationen, für die Information der Kunden und dafür, dass nahezu vollständige Altfahrzeuge kostenlos an zertifizierte Verwertungsbetriebe (z.B. Demontagebetriebe) abgegeben werden können. Diese organisieren die Rücknahme, sorgen für eine umweltgerechte Behandlung und Verwertung der Altfahrzeuge und stellen die Einhaltung der Recycling- und Verwertungsquoten sicher. Der Wiederaufbereiter erfüllt wiederum eine wesentliche Rolle, um Altbauteile in einen funktionsfähigen Zustand zu bringen und leistet so einen wichtigen Beitrag zum automobilen Kreislauf. Daher sollte dieser Akteur auch in der ELV per Definition anerkannt werden.

    Die offene Kreislaufwirtschaft trägt dazu bei, dass in der gesamten Industrie genügend Material zur Verfügung steht, um die Ziele zu erreichen. Um die Aufnahme von Rezyklaten zu erleichtern, ist die Qualität des Outputs von Recyclingströmen ein entscheidender Faktor. Das Hauptziel sollte darin bestehen, Anreize für die Verwendung von wiederverwertbaren Materialien aus ressourcenschonender bzw. CO2-reduzierter Herstellung, die Kreislauffähigkeit von Kunststoffen zu verbessern und die Abhängigkeit von fossilen Primärrohstoffen für die Herstellung von Kunststoffprodukten zu verringern.

    In der Automobilindustrie sind wir auf die Verwendung von Hochleistungswerkstoffen angewiesen, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Komponenten. Eine obligatorische Verwendung von mechanisch recycelten Werkstoffen aus Post-Consumer-Anwendungen erbringt häufig nicht die geforderten technologischen Eigenschaften. Dieser Qualitätsverlust kann durch konstruktive Maßnahmen kompensiert werden, wie z.B. durch eine Erhöhung der Wandstärke und damit des Bauteilgewichts oder durch Nutzung von chemischem Recycling.

    In der Automobilindustrie werden Lebenszyklusanalysen genutzt, um Umweltauswirkungen systematisch zu bewerten. Sie können interne strategische Entscheidungen im Hinblick auf die Produktentwicklung unterstützen. Darüber hinaus ermöglichen sie, die Optimierung von produkt- und prozessbezogenen Umweltauswirkungen zu dokumentieren. Politische Instrumente, die eingeführt werden, sollten daher eine signifikante Reduktion von CO2 -Emissionen in der Lebenszyklusbetrachtung der Fahrzeuge bringen.

    Der Leitgedanke der Lebenszyklusanalyse setzt sich im Design der Fahrzeuge fort. Design-for-Circularity-, Design-for-Dismantling- oder Design-for-Recycling-Ansätze wurden von der Autoindustrie in ganzheitliche Design-for-Sustainability-Strategien überführt, um der langen Nutzungsphase der Produkte Rechnung zu tragen.

    Neben klassischen Einkaufsinstrumenten zur Absicherung von Verfügbarkeit und Qualität der kritischen Rohstoffe arbeitet die Automobilindustrie an der Erhöhung des Einsatzes recycelter Materialien in der Fahrzeugentwicklung und -produktion. Was bereits heute bei Stahl, Aluminium und Kupfer gängig ist, wird auch zukünftig auf die wichtigen Batterierohstoffe ausgeweitet.

    Automobil- und Kreislaufwirtschaft sind zwei starke Branchen, die sich auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam im Sinne der Shared Responsibility an dem marktwirtschaftlichen Aufbau von Wertstoffkreisläufen für heutige und zukünftige Fahrzeuggenerationen arbeiten. Die grundlegende Transformation und Innovation die gegenwärtig in der Automobilindustrie stattfindet, muss auch bei den Akteuren der Kreislaufwirtschaft seine Fortsetzung finden, um den positiven ökologischen Beitrag in der gesamten Kette zu gewährleisten.

    Forderungen an eine zukunftsfähige automobile Kreislaufwirtschaft

    Aktuelle politische Initiativen, wie die Revision der Altfahrzeugrichtlinie oder die Erarbeitung einer Kreislaufwirtschaftsstrategie, eröffnen die Möglichkeit, wichtige Rahmenbedingungen für eine gelingende automobile Kreislaufwirtschaft zu stärken.

    Ihre Ansprechpersonen

    Fachgebiet Umwelt & Nachhaltigkeit

    Michael Püschner

    Leiter

    Fachgebiet Umwelt & Nachhaltigkeit

    Dr. Evin Zozan

    Referentin Circular Economy und Nachhaltigkeit

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