Produktion, Logistik, Aftermarket

    VDA 5050: Dirigentin der Werkhallen

    Bis zu 10.000 unterschiedliche Fahrzeugteile werden in einem modernen Auto verbaut. Entsprechend betriebsam geht es in den Werken der großen Hersteller zu. Entscheidend für eine effiziente Produktion ist, dass die richtigen Komponenten im richtigen Moment am richtigen Ort sind. Und genau diesen Job übernehmen heutzutage größtenteils Fahrerlose Transportsysteme (FTS).

    Es gibt verschiedene Arten automatisierter Fahrzeuge — Schlepper, Gabelstapler, Unterfahrmodule beispielsweise — die jeweils unterschiedliche Aufgaben erfüllen und mitunter von mehreren Herstellern stammen. Entsprechend komplex gestaltet sich die Orchestrierung der Fahrzeuge. 

    In der Vergangenheit verkomplizierte besonders ein Fakt die Synchronisation: Unterschiedliche Hersteller setzen jeweils auf in sich geschlossene Systeme. Eine Vernetzung war nicht möglich. Mit der "VDA 5050" hat der VDA in Kooperation mit dem VDMA und mit Unterstützung des KIT IFL im Jahr 2019 eine Schnittstelle geschaffen, mit deren Hilfe Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller erstmals unter einer Leitstelle gesteuert werden können.  

    Kurz: VDA 5050 ist die Dirigentin der Werkhallen!  

    Die gemeinsame Schnittstelle ist nicht weniger als eine Revolution für die Branche. Peter Kiermaier, Leiter Logistikplanung in den BMW Group Werken Dingolfing und Debrecen erklärt:  „Die BMW Group unterstützt als aktives Mitglied der Projektgruppe die Entwicklung der VDA 5050 von Beginn an und hat seit März 2021 den Vorsitz der VDA-Projektgruppe inne. Wir setzen die VDA 5050 bereits in mehreren Projekten mit Smart Transport Robots, autonomen Routenzügen und autonomen Staplern erfolgreich ein. Bei der Ausschreibung neuer Fahrerloser Transportsysteme ist sie als Standard gesetzt. Durch die vereinfachte Anbindung und Integration neuer autonomer Fahrzeugtypen haben sich die Erwartungen an die VDA 5050 bisher vollumfänglich erfüllt. Die nächsten Schritte zur Erweiterung der VDA 5050 wie beispielsweise die Integration von Karten und Zonen werden zu weiteren Synergien führen.“ 

    Und auch über die Automobilbranche hinaus ist das Interesse an der Technologie gewaltig. "Mit der VDA 5050 erleichtern wir die Handhabung zunehmend komplexer Produktionsketten ungemein", erklärt Robert Cameron, Leiter der Abteilung Produktion, Logistik und Aftermarket beim VDA: "Dementsprechend große Möglichkeiten bietet die Schnittstelle quer durch die Industriezweige." 

    Bereits im vergangenen Jahr wurde im Rahmen der VDA 5050 ein erster Praxistest erfolgreich absolviert, als Fahrzeuge sechs unterschiedlicher Hersteller unter dem Leitsystem eines wiederum anderen Herstellers unterwegs waren.   

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    Mit der jetzt erscheinenden Weiterentwicklung auf Software-Version 2.0.0 hat die Kommunikationsschnittstelle noch einmal einen entscheidenden Sprung gemacht. Die notwendigen und optionalen Parameter für ein Fahrerloses Transportfahrzeug (FTF) sind nun klar in einem Factsheet definiert.  

    „Mit der neuen Version wurden wichtige Erfahrungen aus den ersten Kundenprojekten und aus dem Live-Test beim AGV Mesh-Up im vergangenen Jahr umgesetzt“, erklärt Andreas Scherb, Leiter der Fachabteilung Fahrerlose Transportsysteme im VDMA-Fachverband Fördertechnik und Intralogistik. 

    Die Logik der Auftragsannahme wurde vereinfacht und konkretisiert. Anpassungen bei der Schreibweise von zulässigen Werten und Korrekturen bei den zulässigen Zeichen und Feldlängen wurden umgesetzt. Nun ist die VDA 5050 deutlich präziser in den Kommunikationsmöglichkeiten der FTS, und das macht sie nochmals effizienter. 

    Klar ist: Mit der neuen Version der VDA 5050 ist eine neue Ära der Fertigung eingeleitet. Willkommen in der Zukunft.  

    Fachgebiet Logistik

    Jenny Hertzfeldt

    Referentin Digitalisierung der Lieferkette