Kommentierung zum EU-Klimaziel 2040

    VDA zum EU-Klimaziel 2040

    Kommentierung

    Kommentierung

    Berlin, 01. Juli 2025

    VDA-Präsidentin Hildegard Müller:

    „Der VDA steht zu den Pariser Klimaschutzzielen. Sie können jedoch nur erreicht werden, wenn Klimapolitik und wirtschaftliche Prosperität gemeinsam vorangetrieben werden. Die Dekarbonisierung muss ein auch international wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell sein. Nur wenn Europa wirtschaftlich stark bleibt und die Transformation ein Erfolg für Klima, Menschen sowie Wirtschaft und Wohlstand ist, werden andere Weltregionen unserem Beispiel folgen und eine ähnlich ambitionierte Klimapolitik umsetzen. Das EU-Klimaziel für 2040 sollte vor diesem Hintergrund ambitioniert, aber wirtschaftlich machbar und sozial verträglich ausgestaltet werden. Wie die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2040 europaweit um -90 Prozent reduziert werden können, ist – auch unter Berücksichtigung des 2030er Ziels von -55 Prozent – aktuell nicht erkennbar.

    Zudem ist es entscheidend, dass die Ziele und die Rahmenbedingungen, die für deren Erreichung notwendig sind, zusammengedacht werden. Brüssel muss mehr tun, als lediglich immer neue ambitionierte Ziele vorzugeben bzw. vorzuschlagen, sondern die EU muss dafür sorgen, dass diese auch tatsächlich erreicht werden können. Regulierung allein ist noch keine Politik.

    Dass Emissionsminderungen in Drittstaaten nach den Plänen der EU-Kommission künftig angerechnet werden können, ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, vermag aber nicht darüber hinwegzutäuschen, dass das 2040-Ziel mit Blick auf die unzureichenden Rahmenbedingungen, die für seine Erreichung nötig sind, zu ambitioniert gesetzt ist.

    Generell gilt: Damit ambitionierte CO2-Reduktionsziele realisiert werden können muss der Fokus z.B. im Verkehrssektor vor allem auf der europaweiten Lade- und H2-Tankinfrastruktur liegen. Brüssel und die Mitgliedsstaaten müssen deutlich mehr für den Ausbau der Lade- und H2-Tankinfrastruktur tun, denn er ist für die Antriebswende essenziell. Wichtig ist hier ein konsequentes Monitoring des Ausbaus, damit ggf. nachgesteuert werden kann.

    Damit in Europa weiteres CO2-Reduktionspotential realisiert werden kann, muss außerdem der Emissionshandel auch für die Sektoren Verkehr und Gebäude zu einem echten Leitinstrument weiterentwickelt werden. Damit ginge eine starke Vereinfachung des Regulierungsumfeldes einher, die zu begrüßen wäre.

    Außerdem muss der Beitrag, den grüne Moleküle wie Wasserstoff, biogene Gase und erneuerbare Kraftstoffe auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten können, stärker berücksichtigt werden. Grüne Moleküle spielen in vielen Bereichen eine Rolle, beispielsweise bei Hochtemperaturprozessen in der Industrie, bei der Speicherung von Energie, im Schwerlastverkehr oder bei der Defossilisierung der Bestandsflotte durch den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe.

    Mit Blick auf das Potential bei der Defossilisierung der Bestandsflotte brauchen wir deshalb eine Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED), die über 2030 hinausgeht und einen technologieoffenen Rahmen bis 2050 setzt. Vor allem für den Straßenverkehr sind – wie beim Flug- und Schiffsverkehr – langfristige, ambitionierte Quoten für den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe notwendig.

    Darüber hinaus ist der Zugang zu wettbewerbsfähiger sauberer Energie zentral. Hierzu braucht es den unbürokratischen Ausbau heimischer erneuerbarer Energie sowie langfristige, diversifizierte Energiepartnerschaften. Genauso entscheidend sind Rohstoffpartnerschaften als Grundlage für eine erfolgreiche Transformation und um gerade Angesicht zunehmender geopolitischer Herausforderungen Diversifizierung und Resilienz tatsächlich zu ermöglichen. Nur mit einem international wettbewerbsfähigen Standort, lassen sich die Klimaziele in Verbindung mit Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätzen – und damit auch mit Akzeptanz der Menschen – erreichen.“

    Pressestelle

    Eva Siegfried

    Sprecherin, Schwerpunkt Volkswirtschaft, Statistik und VDA-Ladenetz-Rankings