Nutzfahrzeuge

    Der Bus: Unterschätzter Bestandteil der Mobilität

    Busse in Deutschland befördern in Summe mehr Menschen als Straßen- oder Eisenbahnen – für ein Zehntel der Kosten.

    Busse in Deutschland befördern in Summe mehr Menschen als Straßen- oder Eisenbahnen – für ein Zehntel der Kosten.

    Stand: April 2024

    Der Bus: Wichtigstes Verkehrsmittel im ÖPNV

    Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist der Bus das am meisten genutzte Verkehrsmittel. Er wird seit 2022 nach dem Ende der Corona Pandemie bereits wieder für 46 Prozent aller Fahrten genutzt. Straßenbahn und Eisenbahn teilen sich die restlichen 54 Prozent auf. Die große Stärke des Busses ist, dass er auch auf Strecken mit wenig Aufkommen, für die sich eine Schienenverkehrsbedienung nicht lohnt, wirtschaftlich eingesetzt werden kann. Er ist daher oft das einzig infrage kommende Verkehrsmittel im öffentlichen Verkehr der ländlichen Regionen und bietet auch in der Stadt von allen drei ÖPNV-Verkehrsmitteln das engmaschigste Versorgungsnetz.

    Rund 82 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leben innerhalb eines 600 Meter Einzugsbereiches zu Bushaltestellen mit einem 60-Minuten-Takt Mindestangebot. Dem gegenüber ist nur 38 Prozent der Bevölkerung in der Lage Haltestellen des schienengebundenen Verkehrs innerhalb einer 1,2 Kilometer Distanz zu erreichen. Zudem gibt es deutschlandweit mehr als doppelt so viele Buslinien im ÖPNV, wie Straßenbahn und Eisenbahn zusammen aufweisen. Mit dieser Versorgungsdichte dient der Bus in vielen Fällen als Zubringer und Unterverteiler des schienengebundenen ÖPNV-Verkehrs und stellt für die ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer zumeist den nächstgelegenen ÖPNV-Anschluss bereit. Aufgrund des weniger dichten Schienennetzes und der hohen Kosten pro Schienenkilometer ist der Linienbusverkehr zudem die beste Option, um eine zeitnahe Angebotsausweitung, bessere Verbindungsqualität und Haltestellenerreichbarkeit bis 2030 zu ermöglichen.

    Im Bus liegt die Zukunft des ÖPNV

    Die Bedeutung des Busses im ÖPNV wird in den nächsten Jahren zunehmen, denn vor allem in den Städten ist ein entscheidender Zukunftstrend im ÖNPV das Angebot möglichst maßgeschneiderter, hoch individualisierter Verkehrsangebote, deren Anspruch es ist, der Qualität des motorisierten Individualverkehrs nahezukommen. Bei diesem „ÖPNV on Demand“ kreiert der ÖPNV-Anbieter eine geeignete Route immer wieder neu, je nachdem, welche Fahrtwünsche gerade per App angemeldet wurden, wobei die Wartezeit nur wenige Minuten betragen soll und nach Möglichkeit für jeden Fahrgast ein Transport von Tür zu Tür angestrebt wird. Möglich ist das nur durch den Einsatz von Minibussen oder Vans. Entsprechende Leistungen werden in Großstädten von verschiedenen Mobilitätsdienstleistern angeboten und müssen auch in ländliche Bereiche ausgedehnt werden. Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) konnte der Linienbedarfsverkehr seit 2021 weiter gestärkt werden, um dauerhaft Genehmigungsmöglichkeiten für neue ÖPNV integrierte On-demand-Angebote zu schaffen. Auch für die erste und letzte Meile im ländlichen Raum kann eine Vielzahl von Fahrzeuggrößen im Busverkehr eingesetzt werden, um das Angebot in der Fläche flexibel und qualitativ zu erhöhen.

    Der Bus ist zudem umweltfreundlich und zunehmend elektrisch unterwegs. Neben einem hohen Anteil von Euro-VI-Bussen an der Gesamtflotte der ÖPNV-Unternehmen, werden immer mehr Busse mit Elektroantrieb angeschafft, die zur Klimaneutralität im Verkehr beitragen. Im Jahr 2022 waren bereits 1.884 Busse mit elektrifizierten Antrieben auf Deutschlands Straßen unterwegs. Starke Impulse hierfür setzt die Clean Vehicles Directive der EU, die verpflichtende Mindestquoten für die Beschaffung von emissionsfreien Bussen vorgibt. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur für Busse im öffentlichen Raum sowie auf Betriebshöfen erfordern weitere umfangreiche Investitionen, die im Rahmen der Antriebswende getätigt werden müssen.

    Der Bus im Fernverkehr

    Seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland 2013 ist die Nutzung des Linienfernbusses rasant angestiegen. Das Passagieraufkommen ist kontinuierlich gestiegen, auch weil viele Fernbuslinien Verbindungen bedienen, die mit der Bahn nur mit Umsteigeverbindungen absolviert werden können, und das meist auch nur zu höheren Preisen. Der Bus ist für viele Fernreisende auch schon deswegen das einzige infrage kommende Verkehrsmittel, weil es sich für Busse im Gegensatz zur Bahn lohnt, auch kleinere Kommunen, in denen nur wenige Personen aus- und zusteigen, ins Streckennetz einzubeziehen. Dazu gehören zahlreiche Städte mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern, viele Kleinstädte mit 5.000 bis 20.000 Einwohnern und auch Dörfer und Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Damit hat der Fernbus in Ergänzung zur Bahn auch eine wichtige verkehrspolitische Bedeutung. Auch ökologisch ist der Bus im Fernverkehr vorbildlich. Eine hohe Auslastung, kombiniert mit hohen jährlichen Fahrleistungen, führt zur regelmäßigen Erneuerung der Busflotte.

    Der Bus ist aber nicht nur dazu geeignet, jemanden schnell und kostengünstig von A nach B zu bringen. Über 100 Millionen Reisende nutzen ihn jedes Jahr auch im Gelegenheitsverkehr, das heißt für organisierte Urlaube, Tagesfahrten, Ausflüge und Rundreisen.

    Ansprechpartner

    Dr.-Ing. Sascha Pfeifer

    Leiter des Fachgebiets Transportpolitik

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