Wirtschaftspolitik

    Rohstoffe für die Elektromobilität

    Mit dem Hochlauf der Elektromobilität werden in der Automobilindustrie mehr Rohstoffe benötigt als bisher. Dazu zählen unter anderem die Batterierohstoffe sowie Seltene Erden für Permanentmagnete. Aluminium und Magnesium sind für den Leichtbau zentrale Bestandteile der Wertschöpfungskette.

    Mit dem Hochlauf der Elektromobilität werden in der Automobilindustrie mehr Rohstoffe benötigt als bisher. Dazu zählen unter anderem die Batterierohstoffe sowie Seltene Erden für Permanentmagnete. Aluminium und Magnesium sind für den Leichtbau zentrale Bestandteile der Wertschöpfungskette.

    Bei der batterieelektrischen Mobilität, einer Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor, kommen Materialien zum Einsatz, die bisher nur begrenzt oder gar nicht in der Automobilindustrie eingesetzt wurden. Die wichtigsten Komponenten von Elektroautos und sonstigen Elektrofahrzeugen sind die Traktionsbatterie und der elektrische Traktionsmotor. Für die Herstellung von Batterien werden Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan und Grafit benötigt. Diese sind neue Rohstoffe in der automobilen Wertschöpfungskette. Für den Elektromotor werden neben Kupfer auch Seltene Erden wie Neodym, Praseodym und Dysprosium in den Permanentmagneten  verwendet.

    Versorgungssicherheit mit strategischen Rohstoffen für die Elektromobilität

    Die steigende Nachfrage nach diesen überwiegend metallischen Rohstoffen könnte zumindest temporär zu Engpässen entlang der Wertschöpfungskette führen. Zudem ist bei steigender Nachfrage und gleichem Angebot mit einem Preisanstieg zu rechnen. Deshalb ist für den Erfolg des Mobilitätsstandortes Deutschland eine zuverlässige und preisstabile Verfügbarkeit diesen Rohstoffen notwendig. Durch Elektroautos entsteht ein signifikanter Nachfragedruck auf diesen Rohstoffmärkten.  

    Weltweit sehen viele Staaten in der Versorgung mit kritischen Rohstoffen auch ein Sicherheitsrisiko. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wurde der Europäischen Union vor Augen geführt, dass man bei der Versorgung mit energetischen Rohstoffen nicht zu sehr von einem einzigen Lieferland abhängig sein sollte. Diese Abhängigkeiten können beim Import von strategischen Rohstoffen noch weitaus drastischer sein. Beim Angebot von Kobalt hält die Demokratische Republik Kongo einen globalen Marktanteil von über 670 Prozent. Bei den Seltenen Erden hat China einen globalen Marktanteil von circa 80 Prozent. Die Anstrengungen der Unternehmen, ihre Lieferketten für die strategischen Rohstoffe zu diversifizieren, werden immer schwieriger. So führen Länder immer häufiger protektionistische Maßnahmen ein und beschränken oder verbieten sogar den Export von strategischen Rohstoffen, wie zum Beispiel Indonesien bei Nickel oder China bei Germanium und Gallium.  

    Der VDA sieht hier akuten politischen Handlungsbedarf, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie sicherzustellen und die Klimaschutzziele zu erreichen. Konkret geht es um folgende Maßnahmen: 

    Um Optionen auf dem globalen Rohstoffmarkt zu schaffen, bedarf es groß angelegter Impulse seitens politischer Institutionen. Eine strategische Rohstoffstrategie muss sich daher auf die (Aus-) Gestaltung eines Rohstofffonds und den Aufbau einer europäischen Agentur für strategische Rohstoffprojekte konzentrieren. Diese Agentur kann mit den Mitteln aus dem Rohstofffonds frühzeitig in strategische Rohstoffprojekte investieren und somit das Angebot in einem nachfragegetriebenen Markt stärken. Anleihen für die Agentur könnten bei der Japan Organization for Metals and Energy Security (JOGMEC), aber auch bei der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), die mit einer hohen Risikoaffinität frühzeitig Projekte unterstützt, genommen werden. 

    Batterierohstoffe aus Recycling werden in den 30er Jahren trotz aller Anstrengungen beim Aufbau von Recyclingkapazitäten und der Entwicklung von Recyclingtechnologien nicht mehr als zehn Prozent des gesamten Rohstoffbedarfs in Europa decken können. Die deutsche Automobilindustrie wird auch weiterhin auf den Import von Rohstoffen und deren weiterverarbeiteten Zwischenprodukten angewiesen sein.  

    Eine zentrale Bevorratung führt zu einem zusätzlichen Druck auf das ohnehin knappe Angebot. Zudem ist die Lagerung von kritischen Rohstoffen und deren Veredelung teuer oder zum Teil technisch nicht wünschenswert. Statt in die Lagerhaltung zu investieren, sollten die staatlichen Investitionen in den Ausbau der Versorgung mit strategischen Rohstoffen fließen. Darüber hinaus kann die privatwirtschaftliche Lagerhaltung steuerlich gefördert werden. 

    Die Automobilindustrie engagiert sich aktiv für die Verbesserung der Nachhaltigkeit, Widerstandsfähigkeit und Transparenz ihrer Lieferketten. In verschiedenen Initiativen und Projekten setzt die deutsche Automobilindustrie sich dafür ein, die Transparenz zu erhöhen, die Menschenrechte zu achten und Rohstoffe nachhaltig zu gewinnen. Gleichzeitig arbeitet die Branche an ehrgeizigen und realisierbaren ESG-Standards für ihre Lieferketten. Auf nationaler Ebene hat Deutschland bereits verbindliche Sorgfaltspflichten im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes eingeführt. In Zukunft soll es zudem einen verpflichtenden rechtlichen Rahmen für ESG-Anforderungen in der Lieferkette auf EU-Ebene geben. 

    Um sicherzustellen, dass die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer global wettbewerbsfähig bleiben, ist es jedoch erforderlich, klare und einheitliche Erwartungen an die Einhaltung von ESG-Standards durch Unternehmen und Investoren zu formulieren. Dies erfordert auch die Schaffung eines internationalen, gerechten und nachhaltigen Marktrahmens im Bereich der Rohstoffe. Darüber hinaus sollten die Bundesregierung und die Europäische Union aktiv daran arbeiten, globale Handelsbeschränkungen abzubauen. 

    Qualitäts- und Handlungsempfehlungen für einen verantwortungsvollen Lithiumabbau

    Lithium ist ein strategischer Rohstoff für die Automobilindustrie. Kein Elektroauto kann derzeit ohne Lithium auskommen. Somit spielt Lithium eine entscheidende Rolle bei der umfassenden Elektrifizierung von Fahrzeugen und ist ein wesentlicher Bestandteil des Wandels im Verkehrssektor. Die Förderung von Lithium kann in den Abbaugebieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen. Sie kann Arbeitsplätze schaffen, Steuereinnahmen generieren und den Aufbau weiterverarbeitender Industrien fördern. Gleichzeitig können jedoch auch soziale und ökologische Auswirkungen auftreten, die das Leben der betroffenen Menschen negativ beeinflussen und ihre Menschenrechte verletzen können. 

    Angesichts dieser Tatsachen setzen sich die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie und weitere Mitglieder des Branchendialogs Automobilindustrie aktiv dafür ein, dass Präventions- und Abhilfemaßnahmen ergriffen werden. Hier geht es darum, die Menschenrechte im Zusammenhang mit dem Lithiumabbau zu schützen und zu respektieren. Die Mitglieder des Branchendialogs haben länderübergreifende Qualitäts- und Handlungsempfehlungen für den verantwortungsvollen Lithiumabbau veröffentlicht. Diese wegweisenden Empfehlungen wurden im Rahmen des Branchendialogs „Die Achtung der Menschenrechte entlang globaler Liefer- und Wertschöpfungsketten der deutschen Automobilindustrie“ in enger Zusammenarbeit zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Nichtregierungsorganisationen und Politik entwickelt. 

    Risikobasierter Ansatz als Basis

    Die Entwicklung der vorliegenden Qualitäts- und Handlungsempfehlungen basiert auf einem risikobasierten Ansatz, der auf einer umfassenden Analyse der menschenrechtlichen Risiken im Zusammenhang mit Lithiumabbau beruht. Unter der Berücksichtigung von internationalen Standards und in enger Abstimmung mit externen Stakeholderinnen und Stakeholdern wurden gemeinsame Erwartungen an einen verantwortungsvollen Lithiumabbau formuliert. Diese Handlungsempfehlungen bieten deutschen Automobilunternehmen Möglichkeiten, die Einhaltung der Qualitätsstandards von Lithiumabbauunternehmen zu fördern und diese dabei zu unterstützen. 

    Nach der gemeinsamen Ausarbeitung der Handlungsempfehlungen ist der VDA überzeugt, dass die veröffentlichten Qualitäts- und Handlungsempfehlungen einen wichtigen Schritt hin zu einem verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Lithiumabbau darstellen und somit dazu beitragen werden, die soziale und ökologische Dimension dieses wichtigen Rohstoffs in Einklang zu bringen. 

    Lesen Sie mehr zum Thema

    Fachgebiet Wirtschaftspolitik & Steuern

    Karol W. Bednarek

    Referent Rohstoffverfügbarkeit

    Fachgruppe Umwelt

    Michael Püschner

    Leiter

    Fachgebiet Umwelt & Nachhaltigkeit | RSCI

    Nina Freund

    Referentin Nachhaltigkeit│Projektleiterin Responsible Supply Chain Initiative e.V. (RSCI)