Allensbach-Studie zu Mobilität

    Individuelle Mobilität mit dem Auto für breite Mehrheit unverzichtbar

    Allensbach-Studie zu Mobilität

    Pressemitteilung

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    Berlin, 03. September 2025

    Auto auf dem Land praktisch unverzichtbar – Acht von zehn Befragten bewerten Zustand von Straßen und Brücken als schlecht – Bewertung der Ladeinfrastruktur fällt nach wie vor kritisch aus – E-Auto-Nutzende bewerten Ladeinfrastruktur aber etwas besser als die Gesamtbevölkerung – Ländlicher Raum überwiegend unzufrieden mit ÖPNV

    Ob in der Stadt oder auf dem Land: Die individuelle Mobilität mit dem Auto bleibt für den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung in Deutschland unverzichtbar. Das gilt für drei von vier Bundesbürgern (75 Prozent), in ländlichen Gebieten sind es sogar neun von zehn (91 Prozent), die das Auto in ihrem Alltag für unverzichtbar halten. Das ist eines der Ergebnisse einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach. Gefragt wurde nach dem Mobilitätsverhalten, den Mobilitätspräferenzen und nach der Einstellung der Bevölkerung zu nachhaltigen Mobilitätsangeboten und Technologien. Die repräsentative Befragung wurde im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) durchgeführt.*

    Die ersten Befragungen erfolgten bereits 2021 und 2023, ein Vergleich der Ergebnisse und der Entwicklungen ist daher möglich – so auch bei der Bedeutung des Autos, die unverändert hoch ist. Bereits 2023 gaben 74 Prozent der Befragten an, dass das Auto für sie unverzichtbar ist, 2021 waren es 76 Prozent. Auf dem Land ist die Bedeutung sogar um 7 Prozentpunkte gestiegen. 2023 hatten noch 84 Prozent der Befragten angegeben, im Alltag nicht auf das Auto verzichten zu können. 2025 steigt dieser Wert auf 91 Prozent.

    VDA-Präsidentin Hildegard Müller: „Viele Menschen in Deutschland können ihren Alltag ohne das Auto nicht bewältigen. Das gilt ganz besonders in ländlichen Räumen, in denen mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt. Kein Auto bedeutet für sie: keine Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes, kein Einkauf, kein Besuch beim Arzt oder den Verwandten, kein soziales Engagement. Das verdeutlicht: Mobilität – auch die individuelle Mobilität mit dem Auto – bedeutet gesellschaftliche Teilhabe. Sie muss für jeden zugänglich sein. Auch deshalb machen wir das Auto noch klimafreundlicher, noch nachhaltiger, noch innovativer, noch sicher und noch digitaler.“

    Die Studienergebnisse, so Müller, zeigten die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Menschen in Städten und ländlichen Räumen in Bezug auf das Thema Mobilität. „Die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten der Menschen müssen politisch und gesellschaftlich berücksichtigt werden und mit Ihnen diskutiert werden. Es gilt, Lösungen für die verschiedenen Lebensräume zu entwickeln. Klar ist: Der Erfolg der Transformation zur klimaneutralen und digitalen Mobilität der Zukunft braucht breiten Rückhalt in der Gesellschaft.“

    Auto überzeugt auch als praktischste Lösung

    Auch bei vorhandenen Alternativen entscheiden sich viele Menschen bewusst für den Pkw. Im Vordergrund stehen dabei vor allem Praktikabilität und Schnelligkeit: 64 Prozent – bei Vielfahrern sind es sogar 68 Prozent – empfinden das Auto als die praktischste Lösung. 61 Prozent schätzen die Zeitersparnis, bei Vielfahrern sind es 74 Prozent.

    Lediglich 16 Prozent der Bevölkerung sehen Möglichkeiten, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. 71 Prozent halten es dagegen für schwer möglich, zu ändern, wie sie normalerweise unterwegs sind und welche Verkehrsmittel sie nutzen. Auf dem Land liegt dieser Wert sogar bei 82 Prozent. Und auch in Großstädten teilt eine Mehrheit von 60 Prozent diese Einschätzung.

    Die Untersuchung zeigt, dass das Auto tief in den Mobilitätsvorstellungen der Menschen verankert ist. 78 Prozent sind überzeugt, dass man mit keinem anderen Verkehrsmittel so unabhängig und flexibel ist wie mit dem Auto. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sagt, dass sie ihr derzeitiges Leben ohne Auto nicht oder nur sehr schwer führen könnten. Neben dem Aspekt der Unabhängigkeit spielt auch Geschwindigkeit eine wichtige Rolle: 40 Prozent geben an, dass ihnen bei der eigenen Mobilität vor allem wichtig ist, dass es schnell geht. Passend dazu wünschen sich 42 Prozent eine bessere Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel (z. B. Auto und ÖPNV), um immer die schnellste Verbindung wählen zu können.

    Ein weiteres Ergebnis der Allensbach-Untersuchung: Im Nachgang der Pandemie ist die Bedeutung des Fahrrads deutlich zurückgegangen, die des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hingegen stabil geblieben. 38 Prozent der Befragten geben aktuell an, dass das Fahrrad im Alltag für sie unverzichtbar ist (2023: 49 Prozent, 2021: 49 Prozent) und 40 Prozent sagen das über den ÖPNV (2023: 41 Prozent, 2021: 42 Prozent). Weitere 20 Prozent können in ihrem Alltag nicht auf die Nutzung regionaler oder überregionaler Züge verzichten (2023: 29 Prozent, 2021: 23 Prozent).

    Verkehrsinfrastruktur: Ergebnisse verdeutlichen Handlungsbedarf

    Die Einschätzungen der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland hinsichtlich des Zustands der Verkehrsinfrastruktur sind ernüchternd. Drei von vier Personen (77 Prozent) bewerten den Zustand von Straßen und Brücken in Deutschland als schlecht (56 Prozent) oder sogar sehr schlecht (21 Prozent). Die Zufriedenheit mit dem Straßennetz vor Ort ist seit 2021 deutlich gesunken – besonders stark in Ostdeutschland und im ländlichen Raum. So ist der Anteil der Bevölkerung in Deutschland, der weniger oder gar nicht zufrieden ist, von 21 Prozent im Jahr 2021 auf 37 Prozent (aktuelle Auswertung) gestiegen. Gleichzeitig ging der Anteil derjenigen, die zufrieden oder sehr zufrieden sind, von 77 Prozent auf 61 Prozent zurück. In Ostdeutschland geben aktuell 46 Prozent der Befragten an, weniger oder gar nicht zufrieden zu sein, im Jahr 2023 waren es nur 29 Prozent.

    Müller: „Die schlechte Infrastruktur in Deutschland ist ein ernstzunehmendes Problem – für die Bevölkerung ebenso wie für die Unternehmen. Deutschland braucht dringend eine umfassende Infrastruktur-Offensive. Eine moderne, leistungsfähige Infrastruktur ist ein zentraler Standortfaktor und entscheidend für wirtschaftliches Wachstum und eine zukunftsfähige Mobilität. Es ist gut, dass das Thema nun angegangen wird. Voraussetzung für den Erfolg des Sondervermögens Infrastruktur und Klimaneutralität ist aber, dass die Mittel in zusätzliche Investitionen fließen und effizient eingesetzt werden. Zudem muss die Politik für schnellere Verfahren und effizientere Strukturen sorgen, damit das Geld auch tatsächlich in den Bau von Straßen, Schienen und Brücken ankommt. Mit Blick auf den Haushaltsentwurf 2026 gilt aber leider, dass die Investitionen im Bereich der Straßeninfrastruktur völlig unzureichend sind. Hier muss dringend nachgesteuert werden."

    In puncto ÖPNV bleibt das Meinungsbild stabil – aber je nach Wohnort verschieden: Während in Großstädten eine Mehrheit zufrieden ist, herrscht in Dörfern und Kleinstädten überwiegend Unzufriedenheit. Während in Deutschland insgesamt 46 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden sind, sind es in Großstädten 62 Prozent. In Dörfern liegt dieser Wert nur bei 29 Prozent. Unzufrieden sind hingegen deutlich mehr als die Hälfte der Bewohner von Dörfern (58 Prozent). In der Gesamtbevölkerung äußern 42 Prozent Unzufriedenheit mit dem ÖPNV-Angebot, in Großstädten liegt der Wert zwar niedriger, aber auch hier ist fast jeder Dritte (29 Prozent) unzufrieden mit dem ÖPNV-Angebot.

    Müller: „Die Technologien rund um das autonome und vernetzte Fahren können dazu beitragen, die Verkehrsanbindung ländlicher Räume zu verbessern und die Lebensqualität – auch von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – zu steigern. Damit Deutschland zum Leitmarkt für autonomes Fahren werden kann, müssen die Voraussetzungen insbesondere in der Regulatorik geschaffen werden. Entscheidend ist unter anderem eine Regulierung, die die Genehmigung und Durchführung von Erprobungen in allen EU-Mitgliedsstaaten erleichtert, vereinheitlicht und grenzüberschreitend ermöglicht."

    E-Mobilität: Jüngere Menschen offener für E-Auto-Anschaffung

    Von allen Befragten, die in den nächsten Jahren ein Auto kaufen möchten, planen nur 11 Prozent, ein Elektroauto anzuschaffen – ein leichter Rückgang gegenüber 2023 (13 Prozent). Dagegen beabsichtigen 32 Prozent den Kauf eines Benziners und 18 Prozent den eines Diesels. 19 Prozent setzen auf Hybridfahrzeuge, 2 Prozent erwägen ein Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb.

    Das allgemeine Potenzial für E-Autos – also der Anteil, der sich grundsätzlich vorstellen kann, in den nächsten Jahren ein Elektroauto zu kaufen – liegt bei 22 Prozent. Diese Zahl ist seit 2021 nahezu unverändert. 60 Prozent lehnen den Kauf eines E-Autos aus verschiedenen Gründen noch ab. Offenheit zeigen vor allem Jüngere (unter 30 Jahren: 27 Prozent) und Personen mit höherem sozioökonomischem Status (33 Prozent).

    Zu den Kaufargumenten für ein E-Auto zählen vor allem: günstigere Steuern und Versicherungen (35 Prozent), Beitrag zum Klimaschutz (34 Prozent), gestiegene Reichweiten (34 Prozent), geringere Geräuschentwicklung (32 Prozent), hohe Preise für Benzin und Diesel (32 Prozent), verbesserte Ladeinfrastruktur (30 Prozent).

    „Bereits heute bieten die deutschen Hersteller allein auf dem deutschen Markt rund 110 verschiedene E-Modelle an und die Auswahl, auch in den unteren Segmenten, wird sich weiter vergrößern. Wichtig ist, dass die Bundesregierung Anreize für die E-Mobilität setzt und vor allem den Ladestrom endlich günstiger macht. Die Bundesregierung muss dabei auch die Stromnebenkosten reduzieren. Das betrifft insbesondere die Höhe der Netzentgelte sowie die Stromsteuer für Ladestrom. Zudem muss sie umgehend sicherstellen, dass die im Koalitionsvertrag zugesagte Verlängerung der Kfz-Steuerbefreiung für E-Fahrzeuge bis 2035 umgesetzt wird. Es ist zentral, dass im Haushalt 2026 hierfür Sorge getragen wird. Die derzeitige Regelung läuft bereits zum Jahresende aus – umso dringender brauchen Verbraucher und Unternehmen jetzt zeitnah Planungssicherheit“, so Müller.

    Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass bei den Betriebskosten Unsicherheit herrscht: Fast jeder Zweite kann aktuell nicht einschätzen, ob das Aufladen eines E-Autos oder das Tanken eines Verbrenners günstiger ist.

    Ladeinfrastruktur für E-Autos: Skepsis überwiegt klar – aber sie nimmt ab

    Die Bewertung der öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Autos fällt in allen abgefragten Alltagssituationen überwiegend kritisch aus. Allerdings lässt sich eine Verbesserung erkennen. So betrachten rund 22 Prozent betrachten das Angebot an öffentlichen Lademöglichkeiten in der näheren Wohnumgebung als sehr gut oder gut – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2023 (14 Prozent) bzw. 2021 (8 Prozent). Dennoch dominiert weiter klar die Skepsis: 39 Prozent stufen das Angebot als weniger gut, weitere 17 Prozent als gar nicht gut ein. D.h. mehr als jeder Zweite ist nicht zufrieden mit dem Angebot.

    Unter Menschen, die ein E-Auto besitzen, fällt das Urteil jedoch deutlich positiver aus. 69 Prozent geben die Bewertung gut ab, 4 Prozent die Bestnote sehr gut. Bedeutet also: Fast drei Viertel der E-Auto-Besitzenden schätzen das Ladeangebot in ihrer Wohnumgebung positiv ein. Rund jeder Vierte (23 Prozent) findet es weniger gut, 4 Prozent gar nicht gut. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass praktische Erfahrungen mit E-Autos und das Wissen um geeignete Lademöglichkeiten dazu führen, dass die Situation positiver bewertet wird.

    Weiterhin deutliche Unzufriedenheit mit Lademöglichkeiten an Autobahnen und Landstraßen

    Bei Lademöglichkeiten an Autobahnen und Landstraßen sehen 38 Prozent klare Defizite, knapp die Hälfte (48 Prozent) kann das Ladeangebot allerdings nicht beurteilen. Der Anteil positiver Bewertungen hat sich im Vergleich zu 2023 von 7 auf 14 Prozent verdoppelt. Im Jahr 2021 lag er noch bei 5 Prozent.

    Betreffend die Lademöglichkeiten an Orten, an denen man einkauft, sagen in der Gesamtbevölkerung inzwischen 26 Prozent, dass die Situation sehr gut oder gut ist. Demgegenüber waren es im Jahr 2023 nur 18 Prozent, im Jahr 2021 nur 9 Prozent. Gleichzeitig bewertet die Hälfte das Angebot kritisch: 32 Prozent geben die Einschätzung weniger gut, 17 Prozent die Einschätzung gar nicht gut. Menschen, die ein E-Auto besitzen, bewerten auch hier die Situation deutlich besser – sind aber dennoch gespalten: Während die eine Hälfte eher unzufrieden ist, ist die andere eher zufrieden. Im Detail: 52 Prozent halten das Angebot für weniger gut oder gar nicht gut, 47 Prozent für gut oder sehr gut.

    „In den vergangenen zwei Jahren hat der Ausbau der Ladeinfrastruktur endlich angezogen, was sich auch vorsichtig in den Untersuchungsergebnissen, in der Bewertung durch die Menschen, niederschlägt. Das ist erfreulich und zeigt gleichzeitig erneut: Der Erfolg der E-Mobilität steht und fällt mit der Ladeinfrastruktur. Die Menschen brauchen die Gewissheit, ihr E-Auto überall laden zu können – nur dann lassen sie sich für die E-Mobilität begeistern. Das E-Auto soll Massenprodukt werden, das heißt, die Zulassungszahlen werden steigen und immer mehr Menschen, unter anderem auch in Mietwohnungen in Ballungszentren, ein E-Auto fahren. Das verdeutlicht die Notwendigkeit, den Ausbau der Ladeinfrastruktur, vor allem der Schnellladeinfrastruktur, konsequent und mit hohem Tempo weiter voranzutreiben sowie die Stromnetze konsequent auszubauen. In drei von zehn Gemeinden gibt es noch keinen öffentlichen Ladepunkt, zwei Drittel haben noch keinen öffentlichen Schnellladepunkt installiert“, so Müller.

    Die gesamte Studie finden Sie hier.

    *Die Interviews wurden vom 28. März bis 9. April 2025 geführt. Es wurden 1048 Personen befragt. Die gewichtete Stichprobe entspricht, wie die Gegenüberstellung mit den amtlichen statistischen Daten zeigt, der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Diese Übereinstimmung im Rahmen der statistischen Genauigkeitsgrenzen ist eine notwendige Voraussetzung für die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse. Befragter Personenkreis: Deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Die Befragung wurde nach der Größe des Wohnorts differenziert. Allensbach unterscheidet zwischen Befragten, die in Wohnorten mit weniger als 5.000 Einwohnern leben („Dorfbewohner“), in Orten mit zwischen 5.000 bis unter 20.000 Einwohnern („Kleinstädte“), zwischen 20.000 bis unter 100.000 Einwohnern („Mittelstädte“) und mit 100.000 und mehr Einwohnern („Großstädte").

    Sprecherin

    Eva Siegfried

    Schwerpunkt Volkswirtschaft, Statistik und VDA-Ladenetz-Rankings