Arbeitskosten in der internationalen Automobilindustrie

    Die hohe Qualität und ansteigende Komplexität moderner in Deutschland hergestellter Pkw durch ausgefeilte Assistenzsysteme, die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung hat ihren Preis. Hinzu kommt der Strukturwandel hin zur Elektromobilität, der in vollem Gange ist. Um für die hart umkämpften Fachkräfte interessant zu bleiben, müssen die Automobilunternehmen in Deutschland eine attraktive Entlohnung bieten. Das letzte Jahr ist insbes. in Europa gekennzeichnet von signifikanten Zuwächsen bei den Arbeitskosten aufgrund hoher Tarifabschlüsse vor dem Hintergrund einer hohen Inflation. Auch 2024 weist Deutschland daher mit über 65 Euro pro Stunde (+5 Prozent zum Vorjahr) im internationalen Vergleich die höchsten Arbeitskosten in der Automobilindustrie auf. An zweiter Stelle folgten die Niederlande mit 62 Euro (+5 Prozent), deren Arbeitskosten seit 2014 um 76 Prozent angestiegen sind. Österreich rangierte auf Platz 3 mit Arbeitskosten, die 2024 um
    8 Prozent auf 53 Euro anstiegen. Direkt dahinter lag Schweden, das einen Anstieg der Arbeitskosten um 5 Prozent - auf 50 Euro - verzeichnete.

    Die Arbeitskostenzuwächse in Deutschland in den letzten zehn Jahren sind mit 34 Prozent vergleichsweise hoch gewesen. Damit wird die durch die Lohnzurückhaltung im Zuge der Agenda 2010 zurückgewonnene Wettbewerbsfähigkeit wieder verspielt. Die fehlende Attraktivität des deutschen Standortes spiegelt sich auch in der Inlandsproduktion wider, die letztes Jahr mit 4,07 Mio. (-1 Prozent zu 2023) gegenüber 2017 über 1,5 Mio. Pkw verloren hat und weiter unter Anspannung bleibt.

    Auf Platz 5 des Rankings folgt Frankreich mit 49 Euro (+3 Prozent) vor Belgien mit 47 Euro (+3 Prozent) und Großbritannien mit 44 Euro (+10 Prozent). Neben hohen Lohnabschlüssen hat hierzu auch das sich festigende Pfund beigetragen. Als erstes nichteuropäisches Land rangieren die USA mit 44 Euro (+1 Prozent) knapp dahinter. In Italien wuchsen die Arbeitskosten im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 35 Euro. Es folgt Finnland mit 33 Euro (+1 Prozent), wo die Arbeitskosten in den letzten 10 Jahren nur wenig gestiegen sind, vor Spanien mit 31 Euro (+5 Prozent). Japans Arbeitskosten sinken im Zuge der Yen-Abwertung um 5 Prozent auf umgerechnet 23 Euro. Das sind 7 Prozent weniger als vor zehn Jahren.

    In Portugal sind die Arbeitskosten 2024 um 9 Prozent auf 19 Euro gestiegen und liegen zwischen Polen (18 Euro) und der Slowakei (21 Euro). Am unteren Ende der Personalkostentabelle rangieren osteuropäische Länder mit Arbeitskosten zwischen 13 Euro (Rumänien) und 18 Euro (Polen und Ungarn). Diese aufstrebenden Automobilnationen haben in den letzten 10 Jahren hohe Zuwächse zwischen
    86 Prozent (Ungarn) und 152 Prozent (Rumänien) vorzuweisen gehabt, so dass sich das Arbeitskostenniveau sukzessive an die anderen EU-Länder angleicht.

    Arbeitskosten nach Land

    Arbeitskosten nach Land 2024