Produktion, Logistik, Aftermarket

    Zukunft der Automobilproduktion: Ein Zielbild für 2030

    Von der Digitalisierung über die Elektrifizierung bis hin zu Pandemien: Was die großen Trends für die Automobilindustrie bedeuten.

    Von der Digitalisierung über die Elektrifizierung bis hin zu Pandemien: Was die großen Trends für die Automobilindustrie bedeuten.

    Wertschöpfungsprozess und Netzwerke

    Die deutsche Automobilindustrie ist seit Jahrzehnten mit mehr als 800.000 Beschäftigten die Schlüsselindustrie in Deutschland, steuert signifikant zum Bruttoinlandsprodukt bei und führt maßgeblich dazu, dass der Produktionsstandort „Made in Germany“ weltweit für Perfektion und Qualität steht. Die Entwicklungen hin zu alternativen Antriebssträngen und zu Connectivity führen derzeit jedoch zu einem Umbruch in der Branche. Neue Player sind in der globalen Automobilindustrie entstanden, zu denen bedeutungsvolle Teile der Wertschöpfung, häufig in anderen Ländern und an anderen Wirtschaftsstandorten, abwandern. Zusätzlich stellen uns die Volatilität in der globalen Handelspolitik sowie die wirtschaftliche Rezession als Folge der Coronapandemie vor weitreichende Herausforderungen.

    Um weiterhin im globalen Wettbewerb zu bestehen und um die nationale Beschäftigungsquote in Deutschland langfristig zu sichern, müssen alle beteiligten Akteure handeln, das heißt Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Arbeitnehmervertreter und Politik. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) entwickelte daher das „Zielbild der Automobilproduktion“ für das Jahr 2030. Entlang von fünf Erfolgsdimensionen ist das Zielbild mit den dazugehörigen Anforderungen definiert, die der Wirtschaftsstandort Deutschland erfüllen muss, um das Zielbild zu erreichen – damit wir die weltweit führende Automobilindustrie bleiben und weiterhin für Perfektion auf vier Rädern stehen:

    Aufgrund der volatilen Handelspolitik wird in den drei Kernmärkten zukünftig unabhängig produziert, dabei wird es in einer Vielzahl der Werke möglich sein, verschiedene Antriebsstränge und den diversifizierten Produktmix herzustellen. Dies führt zu einer höheren Komplexität in den Werken, auf die die Industrie mit einem flexiblen Produktionsnetzwerk reagiert, möglich durch Modularisierung, Standardisierung und ein gemeinsames Operationsnetzwerk mit Lieferanten. Die Gesetzgeber fördern dies durch eine liberale Industriepolitik.

    Mit den neuen Playern in der Branche ergibt sich ein globaler „War for Talents“; das heißt, die deutschen Firmen müssen Maßnahmen ergreifen, um attraktive Arbeitgeber zu bleiben. Dazu gehört auch die zweistufige Qualifizierung der Mitarbeiter: Die Politik schafft Rahmenbedingungen im Bildungssektor, in dem Affinität für und Kenntnisse in MINT sowie im digitalen Bereich vermittelt werden, und die Industrie sorgt für Aus- und Weiterbildung der Belegschaft.

    Die Steuerung der Unternehmen und ihrer weltweiten Supply Chains wird effizient datengetrieben geführt. Die Industrie etabliert dafür nötige Standards, möglich durch entsprechende Gesetze und Richtlinien.

    Die deutsche Automobilindustrie wird Automobile herstellen, die im Betrieb und in der Herstellung sozial und ökologisch nachhaltig sind. Die Industrie arbeitet hierfür an Initiativen zu Rohstoffen und Menschenrechten, die Politik fördert bestehende und initiiert neue Förderprogramme.

    Mit einem übergreifenden Präventionskonzept wird die Industrie auf Pandemien frühzeitig reagieren, die Verbreitung eindämmen und die Auswirkungen auf den Betrieb sowie die globale Lieferkette minimieren. Sozialpartner ermöglichen die nötige Flexibilität, und die Politik erarbeitet einheitliche (länderübergreifende) Regelungen zu Hygienemaßnahmen, Reisebeschränkungen oder etwa dem Warenverkehr.

    Abteilung Produktion, Logistik & Aftermarket – Fachgebiet Produktion & Fertigungsverfahren

    Robert Cameron

    Abteilungsleiter und Fachgebietsleiter

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